Donnerstag, 14. Februar 2008

Zweiter Tag in Tokyo - Formalitäten, Eingangsprüfungen, Mita Campus und Tokyo Tower (14.2.2008)

UPDATE (28.11.2019): Es gibt jetzt ein YouTube-Video zu diesem Blogbeitrag. Ich habe ihn am ENde des Blogbeitrags eingefügt.

Niemand hätte geahnt, dass es so schwer werden würde zum Mita Campus (Süden, etwa 18 Haltestellen) zu fahren. Doch heute war Nyuugakushiken-Tag. Das sind Eingangsprüfungen für die Universitäten. Der Zettel, den man nach 12 Jahren Schule bekommt, ist praktisch nichts wert, man muss die Prüfung an der Uni bestehen, um aufgenommen zu werden und das ist meist sehr hart. Dafür wird hier echt hart gelernt. Ist dann der große Tag gekommen stürmen alle Prüfungswilligen zu ihrer Uni, das führt dann dazu, dass z.B. wichtige Ampelkreuzungen zwischen U-Bahn-Station und Uni von Polizisten durch Trillerpfeifen kontrolliert werden, um die stürmenden Massen sicher zur Uni zu geleiten, ohne, dass jemand zertrampelt wird. Das ganze ähnelt dann einer Demonstration. Dem Tag entsprechend voll waren auch die U-Bahnen. Wir lernten Lektion 1 des „Origami - wie falte ich mich richtig“. Die Japaner haben da so eine ganz eigene Technik entwickelt. Japaner können auch im stehen schlafen. Beneidenswert. Nach einer kurzen aber knackigen Einweisung im Mita Campus in die Gegebenheiten des Wohnheims, setzten wir uns an einen ruhigen Ort und überlegten, wie wir in den nächsten Wochen zusammen und alleine Tokyo unsicher machen wollten. Auf dem Campus gibt es viele kuriose Dinge. Hier wachsen Orangen an den Bäumen, obwohl es Winter ist und es nachts Frost gibt. Auch die Gullideckel sind interessant: Sie tragen alle das Symbol der Keio, die gekreuzten Federn.

Dann holten uns Herr Oberländer, Frau Waragai und Herr Oota zum gemeinsamen Mittagessen ab. Wir gingen indisch essen. Es schmeckte sehr gut. Wir sprachen viel auf Deutsch, aber auch ein wenig Japanisch. Danach ging es noch in einen Coffeshop. Wir bekamen noch Ausflugsstipps und erfuhren viele nützliche Dinge. Danke nochmal für die nette Einladung zum Essen.
Ich sprach Herrn Oberländer wegen eines kleinen Problems an, ich hatte nämlich meine Medizin vergessen und wollte sie hier nachkaufen. Ich fragte ihn also wie man meine Krankheit auf japanisch spricht, er hat ja Medizin studiert. Ich erfuhr nicht nur den Namen der Krankheit, wir gingen dann auch gleich in eine Apotheke, doch das Medikament gibt es nur auf Rezept. Dummes Me-Chan, warum vergisst du solch wichtige Dinge, sagte ich mir. Ich meinte dann es sei nicht wo wichtig, den Monat halte ich aus, dann leb ich halt später ein Jahr weniger. Doch Herr Oberländer schien mehr über meine Krankheit zu wissen als ich und aktivierte die halbe Stadt, um an meine Medizin zu kommen; spätestens an diesem Punkt fragte ich mich wie schlimm meine Krankheit eigentlich wirklich ist. Vielleicht war ich todkrank und wusste es nur nicht.Heute (wie bereits im Vorfeld berechnet) setzte übrigens auch mein Jetlag (jisaboke) ein. Ich lief etwas verpeilt durch die Gegend und drohte irgendwann einzuschlafen, spätestens bei dem Gespräch mit zwei netten Damen der Keio Universität (Deutschlehrerinnen und Koordinatoren des Japanisch-Programms) wurde ich müde. Sie sprachen mit uns über Lernprogramme der Keio-Universität für Langzeitstudienaufenthalte, fragten uns aus, warum wir Japanisch lernen, wofür wir uns interessieren und so. Dann sprachen wir über Unterschiede zwischen Ost und Westdeutschland, über Ausländer in Japan in der Meiji Zeit, über unsere Wege zur Uni in Halle und wie wir dort wohnen und über Wohnheime in allgemeinen und speziellen. Das alles auf Japanisch. Ich habe überraschend viel verstanden, fast alles. Es war sehr spannend, aber ich wurde doch langsam müde. Anschließend bezahlten wir unsere Mieten. Ich hatte nicht genug Geld dabei und wollte in Raten zahlen. Dann schauten wir uns einen kleinen Schrein in der Nähe des Mita Campus an.


Als wir dann später zu einer Bank kamen, schaffte ich es 50.000 Yen abzuheben und lief los, um sie einzuzahlen, wir waren noch in der Nähe. Als wir dann aber wenig später vor dem Tokyo Tower standen, um in das Aquarium zu gehen, merkte ich, dass ich 10.000 Yen (etwa 30 Euro) im International Center liegen gelassen hatte. Ich schob diese Vergesslichkeit auf mein Jetlag, scholt mich selber dieser Unachtsamkeit und beschloss der Wohnheimkoordination im International Center heute eine Mail zu schreiben, denn jetzt hatte sie zu.
Das Aquarium im Tokyo Tower beherbergte zahlreiche Fischarten auf kleinstem Raum. Es war sehr interessant. Wir unterhielten uns auf Japanisch mit den beiden Japanerinnen, die uns begleiteten und lernten viel über Fischnamen.


Vom Aquarium liefen wir zurück zur U-Bahn und fuhren zurück zum Wohnheim. Ich versuchte mich zum ersten Mal hier im Selberkochen und machte Nudelsuppe á la Odenwald. Das Wasser hier ist relativ weich aber recht chorhaltig. Tee ist ungenießbar, aber die Suppe schmeckte gut.

UPDATE (28.11.2019): Es gibt jetzt ein YouTube-Video zu diesem Blogbeitrag.
 

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