Samstag, 13. September 2008

Anhang: Asterix und das rosa Formular oder Wie man 1 Jahr in Deutschland leben kann

Ich schreibe diesen Anhang, um allen Menschen eine Hilfe zu bieten, die für ein Jahr in Deutschland studieren wollen und aus dem Ausland kommen.
Alles fing damit an, dass wir – eine Gruppe von Japanologiestudenten - einer Studentin aus Japan halfen ihre ersten Schritte in Deutschland zu machen. Eigentlich wollten wir nur einen Studentenausweis für sie besorgen, damit sie ermäßigt mit der Bahn fahren kann. Eigentlich.
Bis wir schließlich alle Formulare und Papiere, Durchschläge und Kopien, Anträge und Nachweise beisammen hatten, gingen einige Tage ins Land. Deswegen hier für alle Interessierten die kürzere Version, speziell für Halle zugeschnitten, aber auch anderweitig anwendbar. Immer benötigt wird ein Pass.

Um einen Studentenausweis zu besorgen braucht man:
Eine Immatrikulationsbescheinigung
Ein Passfoto
Ein Krankenversicherungsnachweis*
Ein Konto von dem aus man die Studiengebühr überweisen kann**

*Normalerweise kann man überall in jeder Krankenkasse eine gesetzliche Versicherung für derzeit etwa 66 Euro im Monat abschließen. Hat man eine Auslandskrankenversicherung bereits in seinem Heimatland abgeschlossen muss man sich von der gesetzlichen Versicherungspflicht befreien lassen. DIESE BEFREIUNG IST UNWIEDERUFLICH!!! Das bedeutet man kann sich nach der Befreiung solange man Student ist nie wieder gesetzlich versichern lassen, man muss dann eine Private Versicherung abschließen. Ich empfehle an dieser Stelle alles vorher schon einmal durchzurechnen.

**Um ein Konto anzulegen braucht man:
Den Bescheid vom Einwohnermeldeamt
Ggf. weitere Formulare je nach Bank
Um allerdings erst einmal einen Studentenausweis zu bekommen reicht es, wenn man einen Freund bittet den Betrag zu überweisen und ihm dann das Geld in Bar auszahlt.

Beim Einwohnermeldeamt benötigt man:
Einen Mietvertrag
(falls man schon einmal in Deutschland gewohnt hat: Die vollständige Adresse)
man wird dann weitervermittelt ans Ausländeramt, dass sich meist einige Kilometer entfernt vom Einwohnermeldeamt befindet.

Beim Ausländeramt benötigt man:
Einen Stipendiums- oder sonstigen Einkommensnachweis (und eine Kopie davon)
Einen Mietvertrag (und eine Kopie davon)
Einen Krankenversicherungsnachweis und ggf. den Nachweis der Befreiung von der gesetzlichen Krankenversicherung (und eine Kopie davon)
Ein spezielles Passfoto*
Eine Kopie des Reisepasses
Einen ausgefüllten Antrag
Eine Immatrikulationsbescheinigung (und eine Kopie davon)

*Das Passfoto hat eine bestimmte genormte Größe und kann nur an bestimmten Automaten gemacht werden, es gibt einen Haufen Vorschriften, was man tun darf und was nicht, hauptsächlich was nicht, Lachen ist z.B. verboten. Diese Passbildautomaten stehen wenn man Glück hat im selben Gebäude, man benötigt dafür allerdings Münzen (1 und 2 Euromünzen) idealerweise passend.

Freitag, 14. März 2008

Abschied von Tokyo, Rückreise, eine Welt ohne Grenzen und ein Gedicht (11.3.-12.3.2008)

Heute war es für mich soweit. Ich musste wieder nach Hause. Ich putzte mein Wohnheimzimmer auf Hochglanz und packte meinen Koffer. Gegen 12 kamen Franzi, Anne und Nancy, um sich von mir zu verabschieden, sie wollten heute noch einmal mit unseren Freunden aus dem Gasshuku und anderen zum Karaoke gehen, ein bisschen war ich schon neidisch. Roomchecking und auschecken. Hier machte ich dann schon den ersten Fehler. Ich ließ mich von der Wohnheimleiterin überreden den Bus bis zum Bahnhof zu nehmen anstatt die 20 Minuten zu laufen. Die Linie hielt nur dummerweise nicht an dem Bahnhof, so saß ich irgendwann in der Pampa und musste mich durchfragen. Es gibt da so ein Gerücht, dass Japaner einem schon mal den falschen Weg sagen, wenn sie sich nicht auskennen, nur, um sich nicht die Blöße zu geben. Einmal war mir das ja schon in Ishigawachoo passiert. Heute fiel ich nicht noch einmal darauf herein. Ich kannte den Gesichtausdruck jetzt. Ich vertraute aufs doublechecking. Es stellte sich heraus, dass die Oma, die mir an der Bushaltestelle unbedingt helfen wollte recht gehabt hatte, dass ich sie nur nicht verstanden hatte. Der Opa und die beiden Kinder lagen von der groben Richtung her richtig, ihr Weg stimmte nicht. Erst die drei Oberschüler hatten mir wirklich weitergeholfen. Als ich dann endlich an der richtigen Hauptstraße war, orientierte ich mich anhand der Hochhäuser und sah auch bald in der Ferne das bekannte Gebäude des Bahnhofes. Bis dahin war es allerdings ein weiter Weg. Da ich den Koffer nicht rollen konnte auf den unwegsamen Fußwegen schleppte ich die 19,5 Kilo mal auf dem Kopf, mal auf dem Rücken. Da zahlte sich das ewige „Kartoffelsacktragen“ von Judo aus. Als ich dann endlich in den Zug steigen konnte hatte ich exakt eine dreiviertelstunde Zeit vergeudet, solange hatte nämlich mein Gewaltmarsch zu Fuß gedauert die, die ich gebraucht hatte.
Danach ging es eigentlich verhältnismäßig glatt. Drei Linien bis nach Haneda. Dort fand ich auch eine kleine Apotheke, wo ich mir ein bissel was gegen meine Erkältung holte.
20:50 (Japanische Zeit = JZ) Abflug
22:00 Ankunft in Osaka
23:15 Abflug Osaka nach Dubai<
6:00 OT (ca. 10:00 JZ) Ankunft in Dubai.
Ich hatte noch 2 Dirham (knapp 70 Dollarcent), die ich hier auf den Kopf kloppen wollte. Danach suchte ich mir einen ruhigen Platz und las. Obwohl ich im Flugzeug schon geschlafen hatte und gerade eine Dose Cola getrunken hatte, fühlte ich mich, als könnte ich auf der Stelle einschlafen. Das ist vermutlich eine der Nebenwirkungen meiner nicht eingenommenen Medikamente. Ich merkte wieder, wie groß der Flughafen Dubai ist, als ich vom Gate 14 bis zum Gate 34 fast 1 km zu Fuß zurücklegte. Der Bus, der uns dann zum Flugzeug transportierte fuhr auch so lange, dass man dachte, der will gleich bis Frankfurt durchfahren.<
8:40 OT Abflug nach Frankfurt. In Dubai war bereits die Sonne aufgegangen, warm war es dennoch nicht, allerdings hatte sich das Lichtermeer jetzt in eine orientalische Großstadt verwandelt. Irgendwo mitten in der Wüste lagen große Anwesen mit grünem Gras und großen Häusern, Hubschrauberlandeplätzen und Swimmingpools. Wir flogen über weite menschenleere Landschaften mit hohen Bergen und tollen Felsformationen. Später lag ein Land unter uns teilweise bewaldet und teilweise Wüste und Schnee auf den Bergen; wir waren etwa 200-400 km westlich von Theheran. Wir überflogen die türkisblauen türkischen Küsten das Baltikum mit seinen weiten Feldern und kamen schließlich nach Deutschland, wo sich ein kleines Dorf zu einem anderen gesellte. Diese Welt sah von oben so friedlich aus. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Menschen in solchen Ländern Krieg führten. Vom Flugzeug aus betrachtet liegt die Ewigkeit doch näher als die kurze Spanne des menschlichen Daseins. Wer die Welt von Flugzeug aus betrachtet sieht keine menschengemachten Grenzen, man sieht nur das ewige Land, wo sich eine schöne Gegend an die Nächste reiht. Vielleicht sollten wir Menschen uns dessen einmal bewusst werden, wenn wir im Flugzeug sitzen
Am 12.3 um 13:20 Uhr Ortszeit setzte das Flugzeug auf der Landebahn auf. So schön, wie Fliegen auch ist, das mit dem Landen vertrage ich immer nicht, besonders wenn der Landeanflug eher einem Parabelflug ähnelt.
In Frankfurt nahm ich den Zug nach Leipzig und tippte meinen Blog der letzten Tage. Am Bahnhof holten mich dann meine Eltern ab und waren heilfroh, dass ich heil wieder nach Hause gekommen war.

Was nehme ich mit aus diesen vier Wochen?
Nun, Japan ist ein landschaftlich wunderschönes Land, was man leider in den (fast immer gleich aussehenden) Stadtteilen Tokyos kaum sieht. Ich habe viel gelernt über die Kultur und Geschichte Japans und auch mein Japanisch ist viel besser geworden. Der Reiz des Landes liegt zweifelsohne in der Vermischung von Tradition und Moderne, den Menschen und ihrer Kultur. In Japan ist vieles gleich, aber doch irgendwie alles anders. Anders gleich. Wer immer die Chance hat nach Japan zu kommen, sollte sie wahrnehmen, es wird eine unvergessliche Reise werden. Ich betrachtete es schon etwas mit Wehmut, ich hatte die Stadt mittlerweile in mein Herz geschlossen. Ich möchte diesen Blog mit einem Gedicht beenden, welches ich geschrieben habe, als ich neu in Halle war. Es heißt, der Fremde:

Ein Fremder in einer fremden Stadt,
einsam und allein
einer, der nichts und niemanden hat,
will nicht mehr einsam sein.
Fremdes Pflaster, fremde Straßen,
fremde Bäume, fremder Rasen,
fremde Blumen, fremde Blätter,
fremder Wind und fremdes Wetter.
Er sieht lauter fremde Sachen,
fremde Menschen, fremde Sprachen.
Nur er sieht die Mauer zwischen sich und den anderen,
den Fremden, jeder weiß, wo er geht.
Er könnte die Straßen ewig durchwandern
Sie sind innerlich tot, er weiß nicht wo er steht.
Die Zeit verstreicht, sie schreitet voran,
und der Fremde schaut sich alles genauer an.
Die Blumen und Bäume, die Flüsse und Seen,
er versucht die fremde Stadt zu verstehen.
Er sieht das Leben hinter den Fassaden,
er sieht den Menschen direkt ins Herz,
er fühlt die Angst
hinter den Maskeraden,
er fühlt ihre Freude und ihren Schmerz.
Er sieht das Weinen und das Lachen,
wie überall auf dieser Welt.
Sieht, wie Menschen, Menschen Freude machen,
denkt: Wie hat mir das gefehlt.
Und plötzlich schwingt er im gleichen Takt,
er lebt mit ihr,
wird hineingerissen,
will nicht mehr weg von hier,
will sie nicht mehr missen,
jetzt versteht er plötzlich die fremde Stadt,
er versteht die Menschen, sieht, was er hier hat.
Die Straßen betritt er wie einen eingetretenen Pfad,
zu seiner neuen Heimat wird ihm diese Stadt.
Die Mauer bricht zusammen,
er hat lang davon geträumt,
alle Menschen werden Brüder
und der Fremde wird zum Freund.

Gasshuku auf Izu - abenteuerliches Essen im Ryookan, Theaterstück und Abschied nehmen (6.3.-10.3. Izu Teil 4)

Zum Frühstück gab es Scholle.
Meine drei hallenser Mitstudenten trauten sich nicht ran. Das ist auch schwer bei einem Tier, was dich anschaut wie ein treuer Hund. Ich habe hier aber in den letzten Tagen eines über das Essen gelernt. Es ist eine Frage des WAS’, sondern des WIEs. Also Fisch umgedreht und von der anderen Seite her aufgegessen. Den Vormittag nach dem Frühstück verbrachten wir damit unser Stück zu proben, Titelschilder zu malen und Musik auszusuchen. Nach dem Mittagessen nahm ich ein entspannendes Bad im Onsen, wir probten noch einmal mit Kamera, einmal ohne, dann fing auch schon das shooting an. Alle 5 Gruppen führten ihre Theaterstücke auf. Es war wundervoll, was innerhalb von nur drei Tagen entstanden war. Wir machten drei takes. Vielleicht kann man das ja noch zusammenschneiden. Danach waren irgendwie alle froh es geschafft zu haben.
Wir hatten ein wenig Freizeit. Daichi und Saya probierten sich am Klavier. Saya behauptet sie könne nur ein ganz kleines bisschen spielen, aber dann Für Elise ohne Noten im doppelten Tempo spielen können und auch sämtliche andere Lieder, die man sich wünscht. Daichi spielte Popsongs und erfand eine Bassstimme dazu.
Das Abendessen heute forderte von uns wirklich ein hohes Maß an Überwindung. Die Tagessuppe bestand aus Gurkenscheiben (vom Geschmack her ungefähr wie sauer eingelegte Bohnen) Tintenfisch (leicht gummiartig) und Quallenstreifen. Der Hauptgang waren wie immer roher Fisch mit Wasabi und Rettich, heute mit panierten und frittierten Garnelen, Möhren, Auberginen und Kürbisstreifen. Ich habe alles gegessen!!! Dafür möchte ich aber auch einen Preis wenn ich wiederkomme!
Nach dem Abendbrot war Party angesagt, Wir stießen auf die gelungene Aufnahme an und dann wurde die goldene Möve von Toi verließen, der alljährliche Filmpreis. Beste Schauspielerin: Saya, bester Schauspieler: Waku, beste Idee und beste Aussprache: Gruppe 3, beste Gruppe: Gruppe 2. Danach schauten wir uns alle die Aufnahme an und danach die Filme vom letzten und vorletzten mal, Cay, Steffi, Katja...toll...
Danach spielten wir wieder in großer Runde Uno.
Aber der Umeshu (Pflaumenwein) den ich kurz vorher getrunken hatte, machte mich so müde, dass ich direkt auf dem Boden einschlief und erst gegen Mitternacht wieder aufwachte. Mittlerweile waren es 12, die zusammen Uno spielten. Irgendwann (so gegen 2) hatte Nancy die tolle Idee ein paar Rollen auf den Tatami zu machen, da war ich natürlich mit dabei. Waku verblüffte uns alle mit einem astreinen Salto *beeindruckt bin* Ich persönlich bin halb drei auf mein Zimmer gegangen. Bis dann alle geschlafen haben soll es aber bereits vier gewesen sein.
Letzter Tag
An das komische Frühstück hat man sich bereits gewöhnt. Seltsamerweise habe ich bei einem Blick auf die Wage (stand beim Onsen rum) festgestellt, dass ich sogar zugenommen habe. Ich stellte eine neue Theorie auf: Es ist wohl so, dass man dann, wenn man etwas halbwegs essbares entdeckt dann erst recht zuschlägt, weil man ja nicht weiß wann es wieder so etwas gibt. Gibt es das aber öfters, nimmt man zu. Ich frag auch nicht mehr, was das eigentlich ist, was da vor mir liegt. Es befindet sich auf einem Teller, also muss es essbar sein.
Wir verbrachten den Vormittag damit unsere Ziele, den Zeitplan und unsere Thesen und deren Umsetzung auszuwerten. Dazu wurden dann noch mal die Videos geguckt. Anschließend gab es Mittagessen und nach einer Stunde aufräumen uns Shashin totten...
...machten wir uns schließlich auf den Weg zum Bus. Der Abschied dauerte lange. Auf der über zweistündigen Fahrt zurück nach Tokyo wurden wir nach und nach immer weniger. Zurück im Wohnheim wurden erst mal obligatorisch Fotos getauscht, dann begann ich meine Vorbereitungen für morgen zu treffen.
Tja, morgen ist die Zeit schon wieder rum, die abenteuerliche Reise durch Japan ist zu Ende.

Gasshuku auf Izu - Unterricht, Bootsfahrt zu den Grotten bei Toi, Uno und Party (6.3.-10.3. Izu Teil 3)

Es ist in der Tat nicht leicht einen Tag mit geräuchertem Fisch und Reis zu beginnen. Dank des gestern erworbenen Zuckers konnte ich aber wenigstens etwas mehr Tee trinken und meinen Flüssigkeitshaushalt wiederherstellen.
In der Gruppenarbeit erarbeiteten wir heute die Story, die Personenverteilung und schrieben den Text.
Nach dem Mittagessen fuhren wir mit einer großen Gruppe ein Stück weiter südlich zu ein paar Inseln, deren Namen ich vergessen habe. Susanne und Tatsuya meinten aber, dass es übersetzt Halle-Island heißen würde, also nannten wir sie so. Wir fuhren mit einem Boot durch die Kliffs und in die Höhlen und Grotten, die sich das Wasser gegraben hatte, das war echt eindrucksvoll. Genießt die Fotos:
Vorm Hotel: Sonnenbrillen machen cool
unsere Lehrer
Danach machten wir noch einen Stopp an einem berühmten Ausflugsziel. Fragt mich nicht nach dem Namen, es war etwa 10 Minuten von Toi entfernt. Dort stand ein Jizō, der irgendwas mit Liebe zu tun hatte. Jedenfalls waren hier statt den bekannten Holztafeln lauter rosa Herzen aufgereiht worden. Dann konnte man noch einen bergigen Weg entlanggehen und an kleinen Plätzen mit einer Schiffsglocke bimmeln, das störte zwar die Touristen, aber machte die Liebespaare glücklich. Zweimal verhieß ewige Liebe. Das nennt man hier Religion. Der Ausblick von diesen kleinen Plattformen jedenfalls war atemberaubend. Wir schossen viele Fotos:
Nach dem Abendessen stand wieder Gruppenarbeit an. Wir begannen die Story zu schreiben, die wir zu unserer These darstellen wollten.
Anschließend war noch Party und UNO.
Die Japaner lieben dieses Spiel und da gibt’s dann auch mal ein paar neue Regeln, die man nicht ganz so Schnell begreift. Da es aber solchen Saß macht dauert es auch dementsprechend lange, bis man ins Bett kommt.

Gasshuku auf Izu - Deutsch lernen und Deutsch lehren, Strand und Meer (6.3.-10.3. Izu Teil 2)


Wer in einem japanischen Hotel Brot zum Frühstück erwartet, hat sich getäuscht. Wenigstens hatte ich eine Kerze dabei, um Annes Geburtstag gebührend zu feiern, auch wenn Nancy das Geschenk vor lauter Aufregung im Wohnheim vergessen hatte. Japan ist ein Inselstaat. Was ist man da? Richtig: Seafood. Es gab also Reis, rohen Fisch, getrocknete Algenblätter und Tofusuppe und ein gekochtes Ei. Für Marcel gab es diesmal kein Besteck. Alternative war also: Iss mit Stäbchen oder stirb des Hungers.
Heute war Unterricht angesagt. Man hatte uns gebeten diesen mitzugestalten. Franzi und ich hielten also unsere erste Deutsch-Unterrichtsstunde ab, zusammen mit Kaisei und in der Oberstufe. Kaisei hatte einige Spiele vorbereitet. Ein Klatschspiel, wo man den Namen sagen musste, dann das Weiterreichen eines unsichtbaren Geschenks, welches man beschreiben musste. Dann mussten die Studenten Karten mit Bildern suchen, nachdem Franzi und ich das Wort gesagt hatten, danach musste man die Gegenstände beschreiben. Viel Zeit für unsere eigenen Ideen blieb da nicht mehr. Wir beschränkten uns schließlich auf „Was bin ich.“ Franzi und ich suchten uns je eine Person aus und ließen die Studenten fragen stellen üben. Das klappte überraschend gut. Man musste ja auch immer Personen nehmen, die alle kannten. Ich war Micky Maus und Franzi Michael Jackson. Als dann bei mir die Frage aufkam, ob ich einen Hund habe und sich dann später herausstellte, dass ich kein Mensch bin, verwirrte das dann doch einige. Und auf die Frage ob Franzis Person dunkelhäutig sei konnte Franzi dann auch nicht mehr mit ja oder nein antworten.
Die nächste Stunde hatten wir frei. Wir setzten uns zum Unterricht von Susanne und Tatsuya mit rein. Sie machten was ohne Worte mit Gestiken, dann Gefühle beschreiben und danach etwas über verschiedene Arten der Aussprache und den Schlüssen, die man daraus ziehen kann.
Die dritte Stunde (nach dem Mittagessen) mussten wir dann allein bestreiten. Wir hatten allerdings eine Mittelstufe vor uns. Am Anfang machten wir ein Namensspiel, wo alle die Buchstaben des Namens vom Nachbarn als Anfangsbuchstaben von Substantiven nehmen sollten. Wir spielten ein Spiel, bei dem der letzte Buchstabe des letzten Wortes immer den Anfangsbuchstaben des neuen Wortes ergeben muss. Die Gruppe machte richtig gut mit und sie waren wirklich gut. Wir spielten auch hier noch mal Was bin ich und als Abschluss dann vorbereitete Worte umschreiben und dann das ganze noch mal mit einem eignen Wort. Wir waren beeindruckt von den Fähigkeiten der Mittelstufe, die nach unserem Eindruck der Oberstufe in nichts nachstanden.
Danach gingen wir eine Runde ans Meer, Pazifik wieder, Muscheln fand ich hier nicht, dafür einige tolle Steine. Außerdem sahen wir auf dem Weg unsere ersten Kirschblüten, in Tokyo brauchen die noch ne Weile.

Wir machten ein paar Gruppenfotos.
Mit Hiromi ging ich wieder zurück, wir wollten mit Tatsuya einkaufen fahren. Für jeden Abend wurde hier Knabberkram und Alkohol und Saft gekauft. Ich kaufte mir noch Zucker und Saft. Hier gibt es wenig zu trinken, das ist bei der überaus trockenen Luft hier nicht gut.
Nach dem Abendessen stand wieder Gruppenarbeit an. Wir begannen die Story zu schreiben, die wir zu unserer These darstellen wollten.
Anschließend war dann ein bunter Abend namens Spiel und Gesang angedacht. Die Spiele dazu sollten wieder wir vier liefern. Wir entschlossen uns für Stuhltanz (aus Ermangelung an Stühlen mit Sitzkissen durchgeführt und aus Ermangelung an Musik einfach von Anne gesungen).
Danach folgten drei Runden Stille Post, von drei Stellen gleichzeitig, auf Japanisch und Deutsch. Aus „frischen Brötchen“ wurde da schnell mal „etwas Fleisch.“
Danach spielten wir noch Fruits Basket, was dank unserer Simultanübersetzer recht flüssig lief.

Montag, 10. März 2008

Gasshuku auf Izu - Deutsch lernen und Deutsch lehren in einem traditionellen Ryookan (6.3.-10.3. Izu Teil 1)

Die ganzen letzten Tage waren wir auf einem Gasshuku im malerischen Örtchen Toi. Hinter dem Namen, der ein wenig an die blauen Herzhäuschen in Deutschland erinnert, verbirgt sich eine kleine Küstenstadt auf der Halbinsel Izu, diese befindet sich südöstlich vom Fuji und damit auch von Tokyo. Da wir dort kein Internet hatten, konnten wir den Blog nicht aktualisieren. Damit es nicht so lange zum laden braucht werde ich es in vier Teile teilen.

6.3.
Wir trafen uns gegen Mittag mit den anderen in Yokohama und fuhren von dort aus weiter nach Izu. Die Bahnfahrt kostete etwa 3000 Yen, das entspricht zweieinhalb Stunden.
Im Hotel, einem altehrwürdigen Ryookan hieß es erst mal Schuhe aus. Alle liefen dann in solch seltsamen Pantoffeln durch die Gegend, die man vor jedem Tatamizimmer wieder ausziehen musste. Einige waren es dann leid und liefen in Strümpfen durch die Gegend.
Die Zimmer wurden verteilt. Wir Hallenserinnen wurden auf drei Zimmer verteilt, damit wir uns auch ja auf japanisch unterhalten.
Es folgte ein erstes Treffen im großen Tatami-Aufenthaltsraum. Wir setzten uns in einen großen Kreis und machten ein Kennlernspiel zum Aufwärmen. Man sollte die Hände vor den Körper halten und die Augen schließen, sich tastend durch den Raum bewegen und fufufufu rufen. Das hinterließ nachhaltige Eindrücke. Fufufufu war der Running-Gag des Gasshuku.
Ein Gasshuku ist, soweit ich das verstanden habe, ein Treffen mit Studenten zum geselligen Zusammensein und lernen. Hier waren Studenten aus mehreren Universitäten zusammengekommen, teilweise sogar von Hokkaido und Osaka. Wir sollten im Zimmer herumlaufen und uns auf Zuruf zu Gruppen zusammenfinden und dann smalltalk halten, um uns besser kennenzulernen. Es gab hier vier Lehrer: Tatsuya, Susanne, Marco und Kaisei. Ebenso wie alle Studenten durften man auch sie hier mit Du anreden. Das war für einige neu.
Marco und Tatsuya machen eine eigene Radiosendung beim staatlichen Sender. Einige aus unserer Gruppe hatten Deutsch bisher nur aus dem Radio und Fernsehen gelernt. Diese waren sehr überrascht hier auf ihre Stars zu treffen. Es wurden natürlich viele Fotos geschossen.
Dann sollten wir uns noch kofferpacken-mäßig mit einem Gegenstand beschreiben, damit wir uns die Namen merken.Die Mädels mit denen ich auf dem Zimmer bin: Aki(Schlagzeug), Miku(Computer), Saya(Fußball) (vlnr)
Es gab Abendessen. Und da wurde uns dann bewusst, dass wir in einem Ryookan sind. Es gab Reis, Tofusuppe und rohen Fisch, dazu diesen bitteren Tee, den wir aus dem Restaurant kennen.
Von Nancy und Co wurde ich dann doch dazu bewegt den rohen Fisch zu probieren. Er schmeckte echt gut und mit einem Klecks Wasabi war es echt lecker. Ansonsten hielt ich mich heute an die Schüssel mit Reis und die Salatblätter, die keiner haben wollte. Marcel, der Bruder von Marco hatte allerdings ein kleines Problem. Er war von Marco praktisch ins kalte Wasser gestoßen worden. Japan im Crash-Kurs. Er sprach kein Wort Japanisch, war noch nie in Japan und konnte überdies auch nicht mit Stäbchen essen. Ich verbrachte das halbe Abendessen damit es ihm zu zeigen, aber irgendwie kriegte er es nicht gebacken.
Ein Ablaufplan für das Gasshuku wurde gemalt.
Wir fanden uns das erste Mal in den Gruppen für unsere Videoarbeit zusammen und überlegten uns eine These, die wir zu einem Theaterstück verarbeiten wollten. Danach wollte ich Duschen, es gab hier aber nur ein traditionelles Ofuro. Man zog sich in einem Vorraum aus, ging dann in einen gefliesten Baderaum, wo mehrere Sitzduschen waren, dort brauste man sich in geselligem Beisammensein ab und schrubbte sich sauber, um sich dann ins 50° heiße Wasserbecken zu setzen und heißheißheiß zu schreien. Nun weiß ich auch, wie sich ein Hummer kurz vor dem Tod fühlt. Gut, ein Badelied habe ich auch gelernt, aber wirklich lange will man in dem Wasser nicht bleiben. Nach einer Weile wird es ganz angenehm, solange man sich nicht bewegt.Danach fand noch eine Party statt. Ich probierte japanisches Bier. Schmeckt fast wie Deutsches, nur ohne Reinheitsgebot.
Mit Franzi bereitete ich noch den Unterricht von morgen vor (wir dürfen nämlich Deutschlehrer spielen), dann ging ich ins Bett...äh...futon.

Mittwoch, 5. März 2008

Karaoke in Shibuya (mit Wegbeschreibung), DIE große Kreuzung und Shibuya 109 (5.3.2008)

Nancy hatte uns am Bahnhof Shibuya mit Mari verabredet. Mari studiert seit einiger Zeit in Halle und war nun über die Ferien wieder in Japan. Franzi und Anne kannten sie schon, ich noch nicht. Aber wir verstanden uns auch auf Anhieb gut. Nur eines passte heute nicht. Nancy fehlte. Sie hatte noch irgendwas wichtiges zu erledigen und dann haben wir uns wohl irgendwie verpasst. Das fand ich sehr schade, denn gerade heute hatten wir uns vorgenommen den Tag zu nutzen uns einfach mal wie Japaner zu verhalten und nicht wie Touristen.
Wir gingen mit Mari zunächst in eine Karaoke-Bar. 40 Yen die halbe Stunde – irre billig also. Wenn ich daran denke, was wir in Yokohama bezahlt haben, da zieht es einem glatt die Schuhe aus. Da es dort richtig cool war, folgt nun eine kleine Wegbeschreibung für alle, die uns nachfolgen: Man überquert die Kreuzung am Shibuya-Bahnhof quer Richtung Sibuya 109. An der Ecke biegt man aber sofort in die kleine Seitenstraße dort ein. Das ganze Gebiet heißt センタ街 (Center Gai). Sieht man sich einem Mac-Donalds gegenüber, drehe man sich um 90 Grad nach rechts und gehe dann geradeaus bis zur nächsten Straßenecke. Man biege links ein und schaue sich um. Rechter Hand müsste man bald ein Haus mit der Aufschrift DHC auf blauem Grund sehen, dahinter kommt das Game Center (ゲームセンター). Gegenüber von diesen beiden Häusern befindet sich das Haus Chitose Kaikan, dort drin ist auch die Karaokebar. In der Straßenmitte befindet sich auch noch ein gräuliches futuristisch anmutendes Gebäude in Tropfenform, eine Polizeistation. Auf Maris Zeichnung sieht das etwa so aus:

Wir blieben drei Stunden und probierten uns alle mal im japanischen Hiragana-Schnelllesen (ja, auch ich, es gibt tatsächlich einen Anime, von dem ich zumindest die Musik kenne). Annes toller Stimme zuzuhören war wie immer ein Genuss höchster Güteklasse. In Franzis Blog gibt es eine Kostprobe: http://xfranczeskax.blogspot.com/2008/03/karaoke-purikura-shibuya.html
Aber auch Franzi und Mari waren nicht schlecht. Ich hatte zwar heute einen Frosch im Hals, aber die anderen sagten, es sei nicht allzu schlecht gewesen. Danach gingen wir gleich gegenüber Purikura machen. Das sind diese kleinen passbildartigen Aufkleber. Wir hatten wieder viel Spaß und verzierten unsere Häupter dann mit kleinen Krönchen. Danach ging es Essen in eine Art italienisches Cafe: Saizeriya. Es war echt saugünstig und ist nur etwa 100 m auf der Seite des Game Centers die Straße rauf (also weg vom Bahnhof). Es wurde dann schon langsam dunkel draußen und wir machten und wieder auf Richtung Bahnhof. In Tokyo vergeht die Zeit so schnell. Wir machten (auf meinen Wunsch) Fotos von der großen Kreuzung vor dem Bahnhof, wo alle zur selben Zeit loslaufen. Hier das ganze in vier aufeinanderfolgenden Bildern:



Ein Mitarbeiter des Cafes erklärte uns, dass fotografieren von hier aus verboten war, ich entschuldigte mich brav und ließ unerwähnt, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits 16 Fotos geschossen hatte. Wir machten noch einen Spaziergang durch das mit Leuchtreklame erleuchtete Shibuya (ich liebe dieses Viertel), machten ein Foto an der Berühmten Shibuya 109 Ecke (das wird ichi-maru-kyu gelesen oder ab und zu auch tookyu)...
...und machten uns dann wieder auf den Heimweg. Am Bahnhof verabschiedeten wir uns von Mari. Vielleicht sehen wir sie ja bald in Halle wieder.

Dienstag, 4. März 2008

Schwertmuseum, Einkaufsmeile und Yoyogi-Park (4.3.2008)

Heute gingen wir dann endlich ins Schwertmuseum. Anne blieb im Wohnheim, weil sie Schwerter langweilig findet. Ich fand es spannend. Allein schon das Infoblatt was man kostenlos bekam womit man anhand des Schliffes die Zeitperiode erkennen konnte fand ich unheimlich interessant. Ich gab dann auch fast 9 Euro für so ein Heftchen aus mit Infos über Schwerter, deren Reinigung, das Knotenbinden für die Schlaufe und die Herstellung von Schwertern. Im Museum selbst durfte man, wie immer, keine Fotos machen, klar. Das Museum war zwar klein, hatte aber eine beeindruckende Sammlung alter Schwerter, die alle blitzeblank aussahen, weil sie nie genutzt wurden, allesamt Ausstellungs- und Zeremonieschwerter.

Danach gingen wir mit Nancy Bücher kaufen und anschließend Essen. Es gab echt preiswert heute Gyuuyakinikudon oder so. Gebratenes Rindfleisch in scharfer Soße auf Reis. Wir liefen ein bisschen zwischen den bunten und schrägen Läden rum.

Aus jedem Laden plärrt ein Lautsprecher. In dem Laden (Höchstabstand zwischen den Regalen 40 cm) gibt es meistens alle 5 m eine neue Melodie, meist so laut, dass man sich nicht mehr vernünftig unterhalten kann. Die Regale sind so überladen voll, dass das Auge fast überfordert wird. Also wieder raus. Ich fand endlich einen Briefkasten und warf die Postkarten ein. Liebe Freunde, seid mir nicht böse, wenn die Karten erst sehr spät ankommen. Übrigens: Ab jetzt ist Kartenschluss, es werden keine weiteren Bestellungen entgegengenommen. Ich komme hier nämlich weder an Karten noch an Briefkästen ran.
Als wir dann zum Yoyogi-Park fahren wollten, merkten wir, dass Nancy ihre Fahrkarte verloren hatte. Sie wollte nicht suchen, da sie praktisch überall sein konnte. Sie kaufte sich ein Papierticket und wir fuhren zu diesem Park. Dort war es wirklich sehr schön.


Das fanden auch viele Obdachlose und einige Musiker, die dort im Freien wahlweise Posaune, Tamburin oder Dudelsack übten, wahrscheinlich hatten sie uneinsichtige Nachbarn. Wir kauften uns ein Eis (superbillig hier) und schauten unvollständigen Tauben beim Picken zu. Dann liefen wir zurück zum Bahnhof und fuhren nach Shibuya. Dort fanden wir mitten in der Einkaufsmeile eine Kirche, die sich äußerlich perfekt an ihre Umwelt angepasst hatte und daher nicht mehr zu erkennen war.Da heute der letzte Tag war, den wir mit Shinobu verbrachten, gab’s von uns ein Geschenk und allgemeine Verabschiedung. Also, Shinobu, noch einmal Danke für die ausführliche Betreuung. Im Zug überlegten wir welche Worte wir in den vergangenen Wochen alle neu gelernt hatten. Es waren ne Menge. Vor allem Tiere und Pflanzen hatten es uns angetan. Zurück im Wohnheim wurden dann erst mal die Fotos der vergangenen Tage getauscht und dann fleißig Blog geschrieben.