Freitag, 22. Februar 2008

Tag 10: Senso-Ji, Kaminari-Mon, Matsuchiyama-Shooten-Tempel und heilige Rettiche (22.2.2008)

Auf dem Plan stand heute Sensoo-ji. Das ist ein Tempel, der im 7. Jh. gegründet wurde und irgendwie der Grund dafür ist, dass dieses Viertel überhaupt existiert. Die Besucher strömen regelrecht dorthin. Irgendwo in der Nähe war früher auch mal eine berühmte Vergnügungsmeile mit Kinos, Theatern und Geishas. Vor dem großen Kaminari-mon-Tor (Donner-Tor, das mit den riesigen Laternen (laut Reiseführer 3,3 m hoch und 100 kg schwer)) lässt man sich gerne fotografieren.
Folglich hat sich ein neuer Nebenjob herausgebildet, der des Fotografen. Man drückt einfach einen von den altertümlich gekleideten Studenten seine Kamera in die Hand, stellt sich auf und sagt cheese.
Wir liefen also zusammen mit 4 Japanern durch die Nakamise-Gasse. Dort steht ein Tourishop am andern, es gibt hier vor allem viel Kitsch und Nachbildungen für Touris, aber wer gut sucht findet eben auch Postkarten – endlich, irgendwie scheint alle Welt keine Briefe mehr zu schreiben. Ich selbst hatte nur knapp 6 Stunden Schlaf hinter mir, Anne übertraf uns alle mit nur 4. Mir schien aber, dass Anne und Nancy heute ihren Ausdauertiefpunkt erreicht hatten. Ich meine, wir sind hier seit 2 Wochen knappe 10 Stunden täglich auf den Beinen, irgendwann ist die Energie runter. Dann kamen wir am eigentlichen Tempel an, schauten uns ein wenig um, ich machte heute die meisten Fotos o.O, die anderen waren wohl zu müde zum abdrücken, so Begeisterung, wie sonst immer brach nicht aus, dabei war der Sensoo-ji schon was besonderes. Rot und golden lackiert und überall riesige Laternen.

Ich zog heute sogar eines dieser Chinesischen Glücksstäbchen. Ich habe reguläres Glück – Grund zum Freuen. Wir gingen durch die Gasse zurück und dann Richtung Azumabashi-Brücke und dort dann den breiten Sumida-Fluss entlang zum Matsuchiyama-Shooten-Tempel. Ein Tempel für Jizoo (595 gegründet). Dort konnte man dann auch Rettiche opfern und so. Die religiösen Bräuche in Japan erscheinen mir bisweilen etwas seltsam.
Dann stieß Jun (so nennen ihn alle) zu uns (der Koreaner, den Franzi aufgegabelt hat). Am Sumida-Fluss gab es viele Obdachlose, die dort auf ihren Pappen saßen und die wärmsten Sonnenstrahlen seit Anfang Februar genossen. In einem kleinen Park blühten auch ume (Pflaumen) in drei Farben. Wir liefen zurück zum Bahnhof und warteten dort auf Yusuke Izumi (wir kennen zwei Yusuke, das ist der, den ich aus Dubai kenne :-)). Zu zehnt machten wir uns auf die Suche nach einem Japanischen Restaurant.
Lasst mich an dieser Stelle mal etwas über Restaurants erzählen:Restaurants in Japan sind klein und allesamt nicht wirklich rollstuhlgerecht angelegt, da meist über zwei Etagen verteilt oder mindestens mit zahlreichen Absätzen und Treppen versehen. Wenn man nicht vorbestellt hat, bekommt man keinen Platz, schon gar nicht mit 10 Leuten. Das Restaurant in dem wir schließlich aufschlugen war bekannt für eine Speise namens Monja und hieß praktischerweise auch so. Monja ist so etwas ähnliches wie Okonomiyaki (japanische Pizza) nur flüssiger. Wir aßen beides dort. Wieder hatte man eine Herdplatte auf dem Tisch, wieder bekam man Schüsseln zum Verrühren. In Japan bekommt man außerdem in 90 % aller Restaurants solche kleinen Lappen (feucht und meist warm) zum Hände abwischen, außerdem gibt es fast immer gratis Wasser (immer mit Eis) bis zum Umfallen. Wir saßen also wieder ohne Schuhe um einen solchen Tisch, der in einer Vertiefung stand und hackten wir irre auf der Herdplatte rum, damit das Monja nicht davon fließt. Wenden, schieben, stochern, hacken, schieben, essen, wenden, schneiden... Essen bedeutet hier echte Arbeit.

Die Speisekarte ist ein Fächer
Aber in Japan wird zusammen essen zelebriert, da kann das Mittagessen schon mal bis 17 Uhr dauern. Das Essen hier hat ja alles kaum Kalorien, man kann stundenlang essen ohne satt zu werden. Da bestellt man dann noch mal was, kocht zusammen, unterhält sich...meistens auf Japanisch, weil das die einzige Sprache war, wo sich wieder mal alle getroffen haben, was ja auch gut so ist. Ich habe heute viel gesprochen, es wird langsam. Wir teilten den Preis wieder durch alle. Schön. Danach wollten die meisten nach Hause. Ich wollte aber noch nach Akiba mein elektronisches Wörterbuch kaufen, also ließ ich mir von Franzi und Co. den Weg erklären. Shinobu (der die Führung auf dem Campusgelände (SFC) gemacht hat) bot sich freundlicherweise an mitzukommen. Dank der guten Beschreibung von den Mädels hatten wir den Laden in einer Seitenstraße der Chuo-Dori (in der Nähe vom Mac-Shop) innerhalb von 5 Minuten gefunden, 10 Minuten später hatte ich ein Wörterbuch erstanden. An der U-Bahn verabschiedete ich mich dann von Shinobu und fuhr zum Wohnheim zurück.

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