Donnerstag, 28. Februar 2008

Extrem-Museum-Besuching, Bilder aus der Meiji-Zeit, Purikura und Versuche mit Nudeln (28.2.2008)

Ich hatte irgendwie vor würdevoller zu sterben als auf diese Weise, deshalb habe ich überlebt. Ja, es ist möglich in einem Museum zu sterben. Wie? Wenn man im Gedränge zwischen halb Tokyo zerquetscht wird. Dagegen ist jede Rush Hour ein Kindergarten. Aber von Anfang an. Rio hatte vor ein paar Tagen die grandiose Idee ein Museum zu besuchen was in 4 Tagen schließt. Es sollte dort tolle Tuschebilder geben aus der Meiji-Zeit von einem Herrn Taikan Yokoyama. Der Großteil war dafür, also gingen wir hin. Womit wir nicht gerechnet hatten war der Buschfunk. Anscheinend hatten nicht nur wir davon erfahren, dass heute und die nächsten drei Tage die letzte Chance ist das Museum zu besuchen. Halb Tokyo strömte Richtung National Art Center Tokyo.
Schon am Eingang wurde uns mitgeteilt, dass wir ungefähr mit 40 Minuten Wartezeit rechen müssen. In einer Schlange aus vorwiegend älteren Damen und Herren arbeiteten wir uns also Stück für Stück zum Eingang vor. Von hinten wurde schon mächtig geschoben und gedrängelt. Dann kamen wir in die Ausstellung rein. Was wir dort erlebt haben hat Anne eigentlich ganz gut auf den Punkt gebracht: http://tokyotales.squarespace.com/
Laufen ging nicht. Von der schiebenden und drängelnden Masse wurde man wie auf einem Fließband in zeitlupenartiger Geschwindigkeit an den Bildern vorbeigeschoben. Ab und an brachte eine Oma auch ihren Ellenbogen zum Einsatz, wenn sie nach vorne wollte. Beeindruckend, aber mit langer Wartezeit verbunden waren zwei 40 Meter lange Bilder auf so einer Art Schrift-Rolle. Manchmal blieb ich auch provokant einfach stehen, um mir das Bild auch anzusehen. Mein Rucksack schützte mich vor schwereren Blessuren im Rückenbereich. In Japan wird ein Museumsbesuch eben leicht mal zu einer neuen Extremsportart.
Als wir zwei Stunden später das Museum wieder verließen, waren wir froh wieder Luft zu bekommen, wir gingen (ausnahmsweise) italienisch Essen, wobei italienisch hier weit gefasst werden muss. Spaghetti mit Shrimps und Fischgeschmack sind halt nicht jedermanns Sache.
Danach suchten wir nach einem Geschäft, wo man diese kleinen Bildchen machen kann: Purikura. Selbstklebende Passfotos, die man sich selbst mit kleinen Motiven gestalten kann. Wir quetschten uns also zu acht (4 x Halle, Rio, Shinobu, Tomohito und Jonny) in diese Kabine rein, sagten Käse und malten dann lauter kleine Herzchen, Kringel und Kanji auf einen Monitor, der nach exakt 245 Sekunden die Fotos ausspuckte. Für die winzige Größe haben die echt gute Qualität.
Es war schon wieder 4, Bürgersteig-Hochklapp-Zeit. Wir fuhren zurück zum Wohnheim.Auf dem heutigen Weg (am Kanal) fanden wir ein Werk moderner Kunst. Ich schoss ein Photo. Damit werde ich sicher berühmt.
Nach allgemeinem Fototausch probierte ich auf meinem Zimmer dann auch mal eine der Instant-Nudel-Packungen. Mein Fazit: 1. Wenn ich jedes mal 30 Minuten zum Übersetzen brauche bevor ich was essen kann, bin ich in zwei Wochen so abgemagert, dass ich mich hinter einem Besenstiel verstecken kann. 2. Sie sehen nicht so aus, wie auf dem Bild. 3. Es schmeckt total bäks. Wie können die anderen jeden Tag solches Zeug in sich reinstopfen?
Naja, und als ich dann nichtsahnend am Computer saß und brav meinen Blog schrieb, klingelte es plötzlich und Ryoko stand vor der Tür. Wir hatten sie bei der Willkommensparty im Wohnheim kennen gelernt. Sie hatte mir ein Mitbringsel aus Okinawa (*freu*) mitgebracht und gab mir noch ihre e-Mail Adresse dazu. Danke Ryoko!

Dienstag, 26. Februar 2008

Zoo- und Schreinbesuch in Yokohama (27.2.2008)

Ich zog heute alleine los, schaute mir den Zoo in der Nähe an. Von der Anhöhe auf der er lag, konnte man einen weiten Teil von Yokohama gut überblicken. Das Wetter war klar, nur dort, wo laut Karte der Fuji sein sollte, fand sich eine Wolke – typisch. Immer diese touristenfeindlichen Wolken.

Das gute an dem Zoo war: Er ist kostenlos. Das schlechte: Genau, wie in dem Aquarium im Tokyo Tower haben die Tiere hier kaum Platz. Neben wilden und gefährlichen Tieren, wie Meerschweinchen und Haushühnern, fand man hier auch junge Elche, Rehe, Waschbären, Affen, Pinguine und Zebras.



Zwischen den einheimischen Wildtieren fanden sich drei Schreine...davon kann man ja hier nie genug haben...
Schnell noch ein paar Briefmarken gekauft (die Postkarten müssen endlich mal weg) und dann zurück.

Tokyo im Regen - Museumsbesuch im Edo-Tokyo-Museum (26.2.2008)

Endlich! Heute ging es ins Edo-Tokyo Museum. Ein Must-be auf jeder Liste, wenn man in Tokyo ist. Edo ist der frühere Name von Tokyo. Erste Siedlungen gab es schon in grauer Vorzeit. Den Namen Edo bekam das kleine Dorf aber erst Ende des 12. Jahrhunderts von einem Mitglied der Familie der Taira. Als Gründer allerdings gilt Ota Dookan, der 1457 ein Schloss anlegte, dort, wo jetzt der Kaiserpalast steht. Ab 1590, als Tokugawa Ieyasu die Burg übernahm, die damals direkt am Meer stand, beginnt die eigentliche Geschichte Edos. Die Stadt blühte in den darauffolgenden Jahrhunderten auf und gehört heute zu den Megacitys der Welt. Gelegen im Viertel Asakusabashi ist das Museum nur einen Katzensprung entfernt von den Sumo-„Ställen“ und dem Sumo-Museum.
Nun, ich hatte mit einem Museum gerechnet, ein normales Haus, so, wie z.B. das Leipziger Naturkundemuseum oder so. Nun, es war dann doch ein kleines bisschen größer, als ich es mir vorgestellt hatte...

Es ist in der Tat ein echtes High-Tech Museum. Zuerst fuhr man mit einer Rolltreppe steil nach oben, wir überwanden mindestens 50 m Höhenunterschied. Oben standen wir in einer riesigen Halle, in der eine Brücke war, die in die Ausstellung führte. Eine „Etage“ unter der Brücke waren zwei zweistöckige Häuser aufgebaut. Sie symbolisierten Edo...
...und Tokyo.
Das Museum selbst war unterteilt in zwei Teile. Der Edo-Teil und der Tokyo-Teil. Hier konnten im Vergleich sehr gut sehen, wie aus dem beschaulichen Dorf Edo das mächtige Tokyo geworden ist. Alles wurde westlich und modern, industriell und maschinell. Aber in allererster Hinsicht vermischten sich hier zwei Kulturen. Und das sieht man heute noch. Es gibt zwei Sichtweisen über Japan, das eine ist die klassische mit all den kulturellen, zeremoniellen und traditionellen Aspekten, das andere ist die hochtechnisierte Welt, die Leuchtreklamen von Akiba und Shinjuku und all die Fotoapparate und Laptops, die Angestellten in vollen U-Bahnen und so. Es ist aber wirklich so, dass man selbst in dem modernen, technischen Tokyo immer noch die Ursprünge sieht, die ursprüngliche Kultur, auch in den Menschen und das macht wohl gerade den Reiz dieses Landes aus. Eine ausgewogene Mischung aus Tradition und Moderne.
Innen war wieder photographieren verboten, nur an ausgewählten Orten durfte man Bilder schießen. Das nutzten wir natürlich alle aus. Das Museum war wirklich toll, es gab soo viele Ausstellungsstücke, also man sollte schon mindestens 4 Stunden einplanen, um sich alles genau anzusehen und nicht nur an allem vorbeizurennen. Da gab es natürlich eine Menge Schriftrollen, aber auch altes Geld und Kleidung und verschiedene Kunstgegenstände, alte Landkarten und Einrichtungsgegenstände oder ganze Kabuki-Theater:
Alles war so anschaulich dargestellt und es waren auch zahlreiche Häuser und ganze Städte (in Minatur, liebevoll gestaltet (jede der über 200 einzelnen Figuren pro Standbild konnte man sich mit einem Fernglas ansehen)) hingestellt worden, so, dass man einen guten Eindruck vom damaligen Edo bekam.

Mit etwas Glück konnte man auch bei einer der vielen Animationen zusehen, auf Knöpfe drücken, um Punkte zum Leuchten zu bringen, sich in einer Sänfte fotografieren lassen oder in einer alten Telefonzelle den Hörer abheben.
Besonders den etwa 100 Grundschülern, die mit uns zur selben Zeit da waren schien es viel Spaß zu machen. Mein Eindruck: PRÄDIKAT BESONDERS SEHENSWERT!
Anschließend gingen wir nahe dem Bahnhof in ein Restaurant, wo es ganz günstig riesige Portionen gab.

Danach war ich pappsatt und da hier ab halb 5 die Bürgersteige hochgeklappt werden und wir daher keine Touristenziele mehr besuchen konnten, beschlossen wir zum Wohnheim zu fahren. Heute fiel übrigens der erste Regen, seit ich hier bin.

Montag, 25. Februar 2008

Montag ist Ruhetag in Tokyo - Kaiserpalast und Budokan (25.2.2008)

Heute gingen wir den Tenno besuchen. Wir fuhren mit Shinobu und Tomohito zum Kaiserpalast. Anne war heute nicht mit dabei, ihr ging es nicht so gut. Der Rest von uns machte sich auf einen langen Fußmarsch gefasst, den unsere ursprüngliche Idee, Fahrräder auszuleihen, mussten wir verwerfen, denn heute war Montag. Montag, das ist der Sonntag Japans oder der Dienstag Österreichs. Man macht blau. Alle Museen haben geschlossen. Auch der Zutritt zu den Gärten des Kaiserpalastes blieb uns verwehrt.

Nun was soll ich mehr sagen, als das, was man in jedem x-beliebigen Reiseführer schwarz auf weiß geschrieben findet: bitte weitergehen, es gibt nix zu sehen. Eine popelige Brücke, die alle mit großen Augen anschauen, weil es das einzige ist, was man auch wirklich sehen kann vom ganzen Palast, der Rest ist Burggraben und Mauer. Vor der Brücke lassen sich dann auch alle großartig fotografieren. Unser Beitrag durfte nicht fehlen.
Wir liefen noch ein Stück, den meisten knurrte schon wieder der Magen, wir suchten ein Restaurant (auf). Es fand sich im Bahnhof Tōkyō dann ein Soba-Restaurant. Ich wollte eigentlich nichts essen, erstens hatte ich kaum Hunger, zweitens kein Geld. Aber die Portionen waren riesig, Tomohito schob mir dann seinen Reis zu (Danke noch mal) und mit Franzi teilte ich die Nudeln.Mit der U-Bahn fuhren wir zum Budokan.
Das ist die Olympiahalle von 1964, wo die Kampfssportarten-Wettkämpfe ausgetragen worden waren. 25.000 Seitzplätze bot diese Arena. Man konnte sich das Gebäude auch ansehen, ab und zu stieß man auch auf einige Trainierende, wusste mein Reiseführer zu berichten. Heute war allerdings zu (hatte ich schon erwähnt, dass Montag war?). Wir liefen von dort aus zum Yasukuni-Schrein...
Richtig, das ist der Schrein, wo alle immer ein Heidentrara drum machen, wenn ein Ministerpräsident dort auftaucht. Grund: Hier werden ua. die Gefallenen Soldaten sämtlicher Japanischer Kriege (und das sind bei genauer Betrachtung ne ganze Menge) verehrt. Das Schreininnere durfte man nicht fotografieren... nun ja, manchmal sind eben die Leute im Vorteil, die über eine Videokamera mit gutem Zoom verfügen...Anschließend gingen wir noch zu dem Museum nebenan, wo man alles über Krieg erzählt bekam. Die Infos waren auch auf englisch erklärt, aber da Krieg mich im allgemeinen nicht besonders interessiert... das einzig tolle war der erste Raum mit all den alten Samurairüstungen und Schwertern und so, der Rest war dann eher moderne Kriegsführung. Groß wurde auf Karten erklärt welche Flotte wohin gefahren ist, da hingen alte Uniformen, es lagen Feldflaschen mit Loch da, in einem großen Raum standen auch ein paar Panzer und ein U-Boot, in einigen Räumen wurde heroische Musik gespielt, es lagen alte Bücher da, die keiner lesen konnte. Spannend war es zuweilen die Routen einiger Boote auf den Karten zu studieren, die sind nicht nur einmal im Kreis gefahren oder haben Schleifen gedreht. Was sagt uns das? Man kann auch auf Umwegen ans Ziel kommen. Fotografieren und filmen war dort drin aber verboten. Nur von der Eingangshalle durfte ich Fotos machen.
Da uns allen die Füße weh taten fuhren wir gemeinsam zum Tōkyō Eki und trennten uns dort von Shinobu und Rio. Tomohito fuhr mit uns weiter, er muss bis zur Endhaltestelle. Tokyo ist ein Ort der langen Wege. Die Strecke, die ich täglich von Leipzig nach Halle zurücklege ist hier normal, um einmal von seiner Wohnung zur Uni zu fahren. Dabei müssen die noch nicht mal weit auseinander liegen. Shinobu wohnt sehr weit weg. Er braucht 2 ½ Stunden bis zur Uni. Jetzt wird mir auch klar, warum Japaner in U-Bahnen schlafen.

Sonntag, 24. Februar 2008

Kreuzkirche Yokohama und Karaoke (24.2.2008)

Heute besuchte ich den Gottesdienst in der Kreuzkirche in Yokohama. Seit gestern Mittag standen die Zeichen auf Sturm. Die Sonne scheint zwar wieder, aber es ist immer noch heftig windig. In Japan nennt man das Haruichiban (auf Deutsch würde es wohl Frühjahrssturm heißen) und das bedeutet, dass jetzt der Frühling anfängt. Also hier ist jedes Jahr solcher Wind. Allerdings, so erzählte man sich in der Kirche, seien die Stürme selten so heftig gewesen, wahrscheinlich komme das daher, dass der Winter dieses Jahr recht kalt gewesen wäre. Nun, mich hat es mehrfach fast von den Füßen geweht, es war also kein lauer Säuselwind (Thema der heutigen Predigt).Zum Gottesdienst kamen etwa 10-12 Leute (es sind Ferien und es ist windig). Er lief in etwa so ab, wie ich es aus Deutschland kenne. Danach gab es noch ein Kaffeetrinken und man plauderte nett miteinander. Dann fuhr ich zurück ins Wohnheim.
Am Abend trafen wir uns mit Rio, Toshi, Tomohito, Nanako, Akiko und Sören (aus meinem Japanisch Kurs, studiert für ein Jahr an der Senshu daigaku) zum Karaoke. Wir wollten Nancys Geburtstag nachfeiern. Es kostete zwar 25 Eus pro Person (takai desu ne) aber hat irre Spaß gemacht. Und da ne Menge Leute von uns echt gut singen können, war es auch vom Akustischen her ein Erlebnis. Da fast immer alle mitgeträllert hatten, auch die ohne Mikro, hat man sich auch nicht wirklich alleingelassen gefühlt.

Wir fragten uns, warum in Deutschland noch keiner den Spaß des miteinander Singens entdeckt hat, dann könnten wir uns den ganzen Mist mit DSDS sparen. Eine echte Marktlücke. Wir verabschiedeten uns dann am Bahnhof alle und fuhren zurück.

Samstag, 23. Februar 2008

Ein Tag Pause im Wohnheim und Besuch am Schrein in der Nähe (23.2.2008)

Franzi hat heute ihren Homestay und Nancy und Anne wollten mal ausschlafen. Ich auch, da ich erst gegen halb 5 ins Bett gekommen bin, wurde aber nichts draus, anscheinend kommt mein Körper auch mit 6 Stunden Schlaf aus. Beim Frühstücken merkte ich, dass ich gestern Abend Fischwurst gekauft hatte *bäks* und ging schnell bei Tokyu neue Wurst kaufen und im 100 Yen Shop Milch und Butter. Auf dem Weg liegt ein Schrein, den besuchte ich bei der Gelegenheit gleich mal, heute war ja echt sonniges Wetter.
Zurück im Wohnheim zog sich der Himmel zu und ein orkanartiger Wind zog über unser Städtchen. Den Rest des Tages nutzte ich zum Großreinemachen und Lernen

Freitag, 22. Februar 2008

Tag 10: Senso-Ji, Kaminari-Mon, Matsuchiyama-Shooten-Tempel und heilige Rettiche (22.2.2008)

Auf dem Plan stand heute Sensoo-ji. Das ist ein Tempel, der im 7. Jh. gegründet wurde und irgendwie der Grund dafür ist, dass dieses Viertel überhaupt existiert. Die Besucher strömen regelrecht dorthin. Irgendwo in der Nähe war früher auch mal eine berühmte Vergnügungsmeile mit Kinos, Theatern und Geishas. Vor dem großen Kaminari-mon-Tor (Donner-Tor, das mit den riesigen Laternen (laut Reiseführer 3,3 m hoch und 100 kg schwer)) lässt man sich gerne fotografieren.
Folglich hat sich ein neuer Nebenjob herausgebildet, der des Fotografen. Man drückt einfach einen von den altertümlich gekleideten Studenten seine Kamera in die Hand, stellt sich auf und sagt cheese.
Wir liefen also zusammen mit 4 Japanern durch die Nakamise-Gasse. Dort steht ein Tourishop am andern, es gibt hier vor allem viel Kitsch und Nachbildungen für Touris, aber wer gut sucht findet eben auch Postkarten – endlich, irgendwie scheint alle Welt keine Briefe mehr zu schreiben. Ich selbst hatte nur knapp 6 Stunden Schlaf hinter mir, Anne übertraf uns alle mit nur 4. Mir schien aber, dass Anne und Nancy heute ihren Ausdauertiefpunkt erreicht hatten. Ich meine, wir sind hier seit 2 Wochen knappe 10 Stunden täglich auf den Beinen, irgendwann ist die Energie runter. Dann kamen wir am eigentlichen Tempel an, schauten uns ein wenig um, ich machte heute die meisten Fotos o.O, die anderen waren wohl zu müde zum abdrücken, so Begeisterung, wie sonst immer brach nicht aus, dabei war der Sensoo-ji schon was besonderes. Rot und golden lackiert und überall riesige Laternen.

Ich zog heute sogar eines dieser Chinesischen Glücksstäbchen. Ich habe reguläres Glück – Grund zum Freuen. Wir gingen durch die Gasse zurück und dann Richtung Azumabashi-Brücke und dort dann den breiten Sumida-Fluss entlang zum Matsuchiyama-Shooten-Tempel. Ein Tempel für Jizoo (595 gegründet). Dort konnte man dann auch Rettiche opfern und so. Die religiösen Bräuche in Japan erscheinen mir bisweilen etwas seltsam.
Dann stieß Jun (so nennen ihn alle) zu uns (der Koreaner, den Franzi aufgegabelt hat). Am Sumida-Fluss gab es viele Obdachlose, die dort auf ihren Pappen saßen und die wärmsten Sonnenstrahlen seit Anfang Februar genossen. In einem kleinen Park blühten auch ume (Pflaumen) in drei Farben. Wir liefen zurück zum Bahnhof und warteten dort auf Yusuke Izumi (wir kennen zwei Yusuke, das ist der, den ich aus Dubai kenne :-)). Zu zehnt machten wir uns auf die Suche nach einem Japanischen Restaurant.
Lasst mich an dieser Stelle mal etwas über Restaurants erzählen:Restaurants in Japan sind klein und allesamt nicht wirklich rollstuhlgerecht angelegt, da meist über zwei Etagen verteilt oder mindestens mit zahlreichen Absätzen und Treppen versehen. Wenn man nicht vorbestellt hat, bekommt man keinen Platz, schon gar nicht mit 10 Leuten. Das Restaurant in dem wir schließlich aufschlugen war bekannt für eine Speise namens Monja und hieß praktischerweise auch so. Monja ist so etwas ähnliches wie Okonomiyaki (japanische Pizza) nur flüssiger. Wir aßen beides dort. Wieder hatte man eine Herdplatte auf dem Tisch, wieder bekam man Schüsseln zum Verrühren. In Japan bekommt man außerdem in 90 % aller Restaurants solche kleinen Lappen (feucht und meist warm) zum Hände abwischen, außerdem gibt es fast immer gratis Wasser (immer mit Eis) bis zum Umfallen. Wir saßen also wieder ohne Schuhe um einen solchen Tisch, der in einer Vertiefung stand und hackten wir irre auf der Herdplatte rum, damit das Monja nicht davon fließt. Wenden, schieben, stochern, hacken, schieben, essen, wenden, schneiden... Essen bedeutet hier echte Arbeit.

Die Speisekarte ist ein Fächer
Aber in Japan wird zusammen essen zelebriert, da kann das Mittagessen schon mal bis 17 Uhr dauern. Das Essen hier hat ja alles kaum Kalorien, man kann stundenlang essen ohne satt zu werden. Da bestellt man dann noch mal was, kocht zusammen, unterhält sich...meistens auf Japanisch, weil das die einzige Sprache war, wo sich wieder mal alle getroffen haben, was ja auch gut so ist. Ich habe heute viel gesprochen, es wird langsam. Wir teilten den Preis wieder durch alle. Schön. Danach wollten die meisten nach Hause. Ich wollte aber noch nach Akiba mein elektronisches Wörterbuch kaufen, also ließ ich mir von Franzi und Co. den Weg erklären. Shinobu (der die Führung auf dem Campusgelände (SFC) gemacht hat) bot sich freundlicherweise an mitzukommen. Dank der guten Beschreibung von den Mädels hatten wir den Laden in einer Seitenstraße der Chuo-Dori (in der Nähe vom Mac-Shop) innerhalb von 5 Minuten gefunden, 10 Minuten später hatte ich ein Wörterbuch erstanden. An der U-Bahn verabschiedete ich mich dann von Shinobu und fuhr zum Wohnheim zurück.

Donnerstag, 21. Februar 2008

Geburtstagskuchen, Enoshima und Okinomiyaki (21.2.2008)

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM GEBURTSTAG, NANCY hieß es heute. Als Nancy aus dem Fahrstuhl kam, brachte ihr Hongo-San, die Wohnheim Leiterin, ein großes Paket. Darin befand sich ein wunderschöner Blumenstrauß. Als Hongo-san den Absender vorlas fielen Nancy fast die Augen raus: Yuo Shino. Eine Telefonnummer stand auf dem Absender, wir beschlossen dort mal anzurufen. Nancy vermutete, dass ihr Vater irgendwie dahintersteckt.
Zuerst trafen wir uns mit Kaisei und den zwei Mädels, die uns am 6. abholen sollen und gingen in ein Cafe. Wir besprachen, was wir alles auf dem Gasshuku machen wollen. Wir sollen ja dort ein paar Unterrichtsstunden abhalten, so Sprachspiele und so. Einige bestellten eine Matcha-Rolle, also mit Grünem-Tee-Geschmack, ne... seit ein paar Tagen sind Franzi und ich voll auf dem Matcha-Tripp. Aber auf den obligatorischen roten Bohnen oben drauf war Blattgold, so was hatte ich noch nie gegessen. Ich fand es auch etwas übertrieben. Aber es schmeckte gut.

Danach verabschiedeten wir uns von den beiden Mädels und fuhren mit Kaisei nach Enoshima. Dort trafen wir dann auch einen Freund von Kaisei namens Yusuke. Er sprach auch gut Deutsch. Wir versuchten zwar mehrfach Kaisei oder Yusuke auf Japanisch anzusprechen, bekamen aber fast immer eine deutsche Antwort, also blieben wir für heute beim Deutsch. Enoshima, das ist eine kleine Insel in der Bucht vor Kamakura. Sie isst durch eine 600 m lange Brücke mit dem Festland verbunden.
Die ersten Tempel sollen auf der Insel schon um das 8. Jahrhundert rum gebaut worden sein. Was dort heute steht ist aber teilweise etwas jüngeren Datums. Um die Tempel herum waren ungewöhnlich viele Katzen.


Die ersten Tempel sollen auf der Insel schon um das 8. Jahrhundert rum gebaut worden sein. Was dort heute steht ist aber teilweise etwas jüngeren Datums. Um die Tempel herum waren ungewöhnlich viele Katzen. Ein treppenreicher Weg führte und nach oben auf die Aussichtsflächen, von dort hatten wir einen wunderschönen Blick auf den Pazifik.
Bei den ganzen Palmen um einen rum (die Insel ist wirklich unglaublich grün) bekam man schon ein bisschen Hawaii-Feeling. Zahlreiche Treppen führten uns dann hinab direkt ans Wasser. Die Brandung schwappte an die Felsen und überspülte sie ab und zu. In den Felsen waren tiefe Löcher, in denen Fische schwammen. Über uns kreisten große Greifvögel (geschätzte 1,20 m Spannweite) die hatten wir schon in Kamakura am Strand gesehen, aber hier waren Dutzende davon. Das Wetter hatte die letzten zwei Wochen gut durchgehalten, die Sonne verwöhnte uns wieder mal. Hier ein paar Eindrücke von den Klippen.





Anschließend gingen wir wieder zurück.
Sogar der Eingang zur Toilette wird von einem Drachen bewacht.
Schon um halb 5 fangen die Verkäufer hier an ihre Stände zu schließen, spätestens um 5 haben alle zu. Wir wollten noch etwas essen gehen, aber das Restaurant hatte zu. So fuhren wir ein paar Haltestellen mit der Bahn und gingen in ein kleines Lokal fast direkt am Bahnhof. Wie immer saß ich ratlos vor der Karte. Entweder ich konnte es nicht lesen, oder ich konnte es lesen, wusste aber nicht, ob ich das wirklich essen soll. Wir entschieden uns schließlich für 6 unterschiedliche Speisen und wollten wieder mal teilen. In der Mitte des Tisches war eine Kochplatte. Man bekam diverse Zutaten in einer Schüssel mit einem rohen Ei, musste sie selbst verrühren und dann auf die heiße Platte tun, etwa plattdrücken wie einen Eierkuchen und dann braten lassen. Das ganze nennt sich (ich hab die anderen gefragt) Okonomiyaki und ist wohl die japanische Antwort auf Pizza. Davon hatten wir drei Sorten. Man hatte außerdem noch so kleine Bällchen bestellt, innen drin war ein Tintenfischstück (Takoyaki) und so Hähnchen in knackig-krustiger Umhüllung (Karage) und eine gebackene Kartoffel mit Butter. Alles schmeckte richtig gut, nun Tintenfisch ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig...
Beim Essen unterhielten wir uns über viele interessante Dinge, unter anderem fragten wir die beiden Japaner nach unseren Forschungsthemen aus. Wir wollten eigentlich den Preis durch 6 teilen und zusammen bezahlen, aber Yusuke zahlte schneller als sein Schatten und wir waren wieder einmal eingeladen worden. Danke noch mal dafür.
Wir machten uns auf den Weg zurück zum Wohnheim, Kaisei verabschiedeten wir in Yokohama, wo er Nancy noch ein Geburtstagsgeschenk gab. Wir tauschten alle noch Fotos und Nancy bekam noch das Geschenk von Franzi und Anne, wo ich mich dann einfach mal mit reinhänge.Nur um das hier mal zu erwähnen: Wir hatten heute zusammen über 350 Bilder geschossen. So viele sind es zwar nicht jeden Tag, aber langsam mache ich mir Sorgen um die Festplattenkapazitäten meines Computers.

Mittwoch, 20. Februar 2008

Tokyos Kirchen, Armenviertel und Rush Hour (20.2.2008)

"Wenn Gott in unseren Herzen ist, kann jeder Platz dein Zuhause sein."
Für heute hatte ich mir vorgenommen einen Gottesdienst in unserer näheren Umgebung zu besuchen. Ich stand also um 6 Uhr früh auf und machte mich auf den Weg. Mit der U-Bahn waren es nur drei oder vier Stationen...ABER... ich sag nur ein Wort: Rush Hour. Das möchtet ihr nicht erleben! Ehrlich. Körperkontakt total, hab danach geschaut, ob sich meine Kamera im Rucksack vielleicht verformt hat durch den enormen Druck. Ich meine, die Japaner wollen alle rein in die Bahn, ne, aber irgendwann ist Schluss und die schieben rücksichtslos weiter von hinten, das ist keine Sardinendose, das ist schlimmer. Ich war froh draußen zu sein. Jetzt galt es die Kirche zu finden. Ich wusste nur, es sollte in der Nähe des Muromachi-Parks sein. Find den mal. Es stand ja nicht mal da, welchen Bahnhofsausgang ich nehmen sollte. Ich fragte also nach. Zwei Japaner schickten mich dann Richtung Chinatown. Nach 15 Laufminuten fand ich eine Karte und merkte, dass sie mich in die falsche Richtung geschickt hatten, also lief ich zurück und dann den Weg, den ich aus der Karte im Gedächtnis behalten hatte. Der war auf der anderen Seite aber nicht zu finden. So irrte ich fast eine halbe Stunde durch die Armenviertel Yokohamas, bis ich schließlich an einer Hauptstraße in einen Nissan-Laden kam. Als ich sagte Kirche, bekam ich gleich den Weg erklärt, es waren nur noch 2,5 km den Berg rauf.Dort lagen die Prachtvillen. Arm und Reich liegen hier also nicht weit auseinander. Als ich da war, sah ich tatsächlich eine Kirche.
Als ich dann drin war, kam sie mir etwas komisch vor, es gab einen Beichtstuhl. Und die Kirche war geöffnet, also musste es eine katholische Kirche sein. War es auch, nachdem ich mich durchgefragt hatte, merkte ich, dass dies nicht die Kirche war, die ich gesucht hatte, die Leute sprachen aber auch alle nur Japanisch, ich weiß nicht, ob sie den Namen der Kirche verstanden haben, den ich verwendete. Jedenfalls dachte ich, wenn ich schon mal da bin, kann ich auch den katholischen Priester befragen. Gesagt getan. Ich wurde auch ganz freudig herumgezeigt, schließlich ist der aktuelle Papst ja Deutscher. Nach etwa 40 Minuten verabschiedete ich mich höflich und machte mich auf den Weg die andere Kirche zu finden, die hier in der Nähe sein sollte. Ich fand gleich zwei Kirchen, keine 50 Meter auseinander. Das eine war eine Kirche, die einen ähnlichen Namen trug wie eine in Deutschland bekannte Sekte, aber es war wohl nur die Baptistenkirche.
Das andere war die Yokohama Union Church.Dort wurde ich total herzlich empfangen und gefragt ob man mir helfen kann, ich muss furchtbar ausgesehen haben, hatte schließlich knappe 80 Minuten Fußweg hinter mir (die Unterbrechung in der katholischen Kirche nicht mit eingerechnet). Es war zwar auch nicht die gesuchte Kirche, aber wenigstens eine evangelische. Fast 2 Stunden unterhielt ich mich mit dem Pfarrer. Wir sprachen nicht nur meine Fragen an, sondern auch andere wichtige Themen, wie z.B. die das Problem Jugend und Religion in Japan, Deutschland und Religion und so weiter, es war gesellschaftskritisch. Der Pfarrer erklärte mir, dass Religion in Japan eine Gewohnheit ist und kein wahrer Glauben, mit dem Christentum klappt das aber so nicht. Danach durfte ich die Kirche ansehen. Sie ist sehr schön.
Wir tauschten Mailadressen und ich verabschiedete mich mit einem kleinen Dankeschöngeschenk. Der Pfarrer hat auch mal an der Keio studiert, sogar für ein Semester Deutsch, aber er fand es zu schwierig und fragte mich warum wir Artikel benutzen. Das isst eine Sache, die ich wirklich nicht erklären kann. Das ist einfach so.
Ich machte mich auf den Weg zum Bahnhof.Dort angekommen sagte mir ein Blick auf die Uhr, dass ich die anderen wohl nicht mehr in Akiba antreffen würde, also beschloss ich zurückzufahren.
Japanische Toiletten 3: Es gibt außer vollelektrischen Klos auch noch die Stehklos. Hauptsächlich auf Bahnhöfen und in sehr alten Restaurants. Furchtbar für uns verwöhnte Deutsche.
Auch in japanischen Bahnen (JR) gibt es die Luxusklasse ohne Drängelei: