Samstag, 4. März 2017

Die Top 10 Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten in Tokyo und Umgebung



Ich wurde oft gefragt: Was sind deine Top 10 Ausflugsziele in Tokyo und Umgebung?
Was muss man gesehen haben?
Ich war 2008 in Tokyo und Yokohama und habe auch Izu besucht. 4 Wochen Japan und zurück. Hier beginnt mein Blog-Tagebuch.

Das hier sind meine persönlichen Top 10 der Orte in Tokyo und Umgebung, die ich in dieser Zeit besucht habe. Das war so mehr Kultur, weniger Party. Wenn du auch in Tokyo warst und eine eigene Rangliste hast, dann schreib mir den Link zu deiner „Top 10 Orte in Tokyo“-Liste und ich verlinke sie am Ende. Doch nun zu meinem Ranking.

Die Animate ist ein hohes Haus. Lateinische Buchstaben auf blauem Grund. Irgendwo in Sunshine City. Obwohl ich mich weder mit Manga, noch mit Anime (außer den ganz alten) auskenne, muss ich schon sagen, dass mich der Schuppen beeindruckt hat. Man findet dort japanische Manga und DVDs von Anime und Merchandise-Artikel auf rund 9 Etagen.


#9 Hachiko beim Shibuya-Bahnhof
Auf dem Bahnhofsvorplatz zeigt dann Japan sein westliches Gesicht. Große Leuchttafeln werben für Produkte und nebenbei wird man mit den neuesten japanischen Poptiteln zugedröhnt. Am Bahnhof in Shibuya steht noch eine ganz besondere Statue. Sie zeigt den Hund Hachiko. Er kam jeden Tag hierher, um sein Herrchen (einen Professor einer Universität) abzuholen. Als sein Herrchen starb, kam er weiterhin jeden Tag hierher, bis er 7 Jahre später ebenfalls starb. Sein Tod ging durch die Presse, man errichtete schließlich diesem treuen Hund ein Denkmal. Das Denkmal ist ein beliebter Treffpunkt.

#8 Die große Kreuzung
Gleich neben dem Shibuya-Bahnhof liegt die große Kreuzung, an der alle gleichzeitig die Straße überqueren. Oft fotografiert. Dort in der Nähe steppt der Bär. Neben Japanischen Spielhöllen gibt es dort auch gute (günstige) Karaoke-Bars. 40 Yen die halbe Stunde. Kleine Wegbeschreibung: Man überquert die Kreuzung am Shibuya-Bahnhof quer Richtung Sibuya 109. An der Ecke biegt man aber sofort in die kleine Seitenstraße dort ein. Das ganze Gebiet heißt センタ街 (Center Gai). Sieht man sich einem Mac-Donalds gegenüber, drehe man sich um 90 Grad nach rechts und gehe dann geradeaus bis zur nächsten Straßenecke. Man biege links ein und schaue sich um. Rechter Hand müsste man bald ein Haus mit der Aufschrift DHC auf blauem Grund sehen, dahinter kommt das Game Center (ゲームセンター). Gegenüber von diesen beiden Häusern befindet sich das Haus Chitose Kaikan, dort drin ist auch die Karaokebar. In der Straßenmitte befindet sich auch noch ein gräuliches futuristisch anmutendes Gebäude in Tropfenform, eine Polizeistation.


Obwohl man sich mitten in einer der größten Metropolen der Erde befindet, glaubt man doch wo ganz anders zu sein, fernab des ganzen Trubels und der Hektik. Das weitläufige Gelände ist wie ein Park angelegt und hat viele grüne Bäume, ungewöhnlich, denn trotz all der Palmen und Orangenbäume haben die meisten Bäume im Frühling ihr Laub abgeworfen. Mehrere hölzerne Toori begleiten die breiten Wege zur großen Tempelanlage.


Der Tempel Sensoo-ji wurde im 7. Jh. Gegründet. Die Besucher strömen regelrecht dorthin. Irgendwo in der Nähe war früher auch mal eine berühmte Vergnügungsmeile mit Kinos, Theatern und Geishas. Vor dem großen Kaminari-mon-Tor (Donner-Tor, das mit den riesigen Laternen (laut Reiseführer 3,3 m hoch und 100 kg schwer)) lässt man sich gerne fotografieren. Auf dem Gebiet der weitläufigen Tempelanlage gibt es auch eine hübsche Pagode.

Vom 45. Stock aus hat man eine gigantische Aussicht auf diese riesige Stadt. Und natürlich gibt es dort oben jede Menge Souveniershops.



#4 Kamakura und großer Buddha
Tsurugaoka Hachimangu. Das ist eine große unglaublich aufwendig gearbeitete Tempelanlage aus dem 12. Jh. Der große Buddha steht ganz in der Nähe. Die Daibutsu-Statue im Tempel Kōtoku-in in Kamakura ist ca. 13m hoch und man kann hineingehen.

Enoshima, das ist eine kleine Insel in der Bucht vor Kamakura. Sie ist durch eine 600 m lange Brücke mit dem Festland verbunden. Die ersten Tempel sollen auf der Insel schon um das 8. Jahrhundert rum gebaut worden sein. Was dort heute steht ist aber teilweise etwas jüngeren Datums. Um die Tempel herum waren ungewöhnlich viele Katzen. Auf den Felsen kann man fast direkt in der Meeresbrandung stehen.

Edo ist der frühere Name von Tokyo. Erste Siedlungen gab es schon in grauer Vorzeit. Den Namen Edo bekam das kleine Dorf aber erst Ende des 12. Jahrhunderts von einem Mitglied der Familie der Taira. Als Gründer allerdings gilt Ota Dookan, der 1457 ein Schloss anlegte, dort, wo jetzt der Kaiserpalast steht. Ab 1590, als Tokugawa Ieyasu die Burg übernahm, die damals direkt am Meer stand, beginnt die eigentliche Geschichte Edos.
Das Museum ist ein Superlativ. Häuser im Haus. Aufwendige Miniaturen, Mitmach-Museum. Prädikat: Besonders Empfehlenswert!

Es handelte sich um ein Dorf mit alten Häusern, Minka-en genannt. Ein Freiluftmuseum. Diese Häuser aus dem 17. und 18. Jh. standen vorher in verschiedenen Provinzen des Landes und wurden dort abgebaut und hier wiederaufgebaut. Diese Führung (nur 300 Yen) war für mich das Beste, was ich hier gesehen habe. Über zwei Stunden dauerte die Tour mit den 22 Häusern. Die meisten waren mit Stroh gedeckt. Alle hatten kaum Wände, wenn, dann nur diese aus Papier. Es gab fast überall Feuerstellen und Reisstrohmatten auf dem Boden. Man hat damals über offenem Feuer gekocht mit speziellem Geschirr und das Feuer hat gleichzeitig den Raum geheizt. Natürlich wurde auch etwas Handwerkskunst für die Touristen dargeboten. Auf dem Weg von der Bahnstation zum Freiluftmuseum liegt übrigens ein äußerst günstiger Kimono-Laden.

Ja, es gibt noch so viele andere Sachen, die wir dort gesehen haben. Das Schwertmuseum, der Kaiserhof, der Tokyo-Tower (Das Aquarium dort ist es wirklich nicht wert, bitte unterstützt nicht diese Tierquälerei), das Ghibli-Museum (Ich war selber nicht dort, aber die anderen haben sehr davon geschwärmt), der Yoyogi-Park und unzählige Schreine und Tempel.

Hilfe in allen Lebenslagen bietet das Japan-ABC.

Du warst auch schon in Tokyo und meinst, es fehlen einige Sehenswürdigkeiten auf der Liste? Schreibe deine eigene Tokyo-Sehenswürdigkeiten Top 10-Liste und schick mir den Link, dann verlinke ich deine Liste hier.

Weitere Top 10-Listen für Ausflugsziele in Tokyo:
 

Sonntag, 6. Juni 2010

Japan ABC Ergänzung - Überlebenstipps:

1. Es gibt in der Nähe vom Sendagaya Eki eine Deutsche Bäckerei.
2. Die Jagdwurst bei Tokyu schmeckt ganz gut und kostet relativ wenig
3. Keine Melonen essen.
4. Japanern nie erzählen, dass man aus Milch und Reis auch Milchreis machen kann, man wird komisch angeguckt.
5. Beim Teekauf immer ein Wörterbuch dabei haben.
5. Beim Bahnfahren immer beide Karten (U-Bahn und S-Bahn) dabei haben.

Montag, 31. Mai 2010

Mein Forschungsthema in Japan: Christentum in Japan

Christentum in Japan 

1. Historische Einführung und Forschungsschwerpunkte

2. Christentum in Japan

3. Religionsfreiheit von Christen

4. Japaner und Religion aus Sicht der christlichen Kirchen

5. Gemeindeleben in christlichen Gemeinden

6. Ökumene

7. Kultur

8. Fazit

9. Quellen

Historische Einführung und Forschungsschwerpunkte

1549 kam der katholische Jesuit Francisco de Xavier als Missionar nach Japan. Es war eine Zeit politischer Wirren, der Shintōismus hatte mit der Entwicklung des Landes nicht Schritt gehalten und die Botschaft Jesu fiel auf fruchtbaren Boden. Anfangs war es schwer für Xavier und seine Begleiter sich mit den Japanern zu verständigen, aber bald hatten sie zahlreiche Gebete, die Zehn Gebote und das Vaterunser ins Japanische übersetzt und konnten vor allem Japaner der gehobeneren Klassen, wie Samurai oder sogar buddhistische Mönche überzeugen zum Christentum überzutreten. Die Missionare übermittelten aber auch die europäische Kultur und das zog Handel nach sich. Xavier selbst übermittelte auch europäische Wissenschaften. Aus Europa hatte er Bücher mitgebracht und wusste selbst sehr viel über die Wissenschaften, dass er den Japanern genaue Auskunft geben konnte. Die Priester brachten zu Audienzen mit den Daimyō seltene Geschenke mit. Die Daimyō in Kyūshū nahmen die neue Religion an, um den Handel zu beleben. Als Xavier nach zwei Jahren Japan verließ hatte er die Grundlage für spätere Missionsarbeiten gelegt und konnte den größten Missionserfolg in ganz Asien verzeichnen.

Man schätzt die Zahl der Christen 1582 auf etwa 150.000 in 200 Kirchen – das Werk von 75 Priestern. Die Christenverfolgung ab 1596 brachte den Tod tausender Christen, Ausländer und Japaner, mit sich. Die Tokugawa-Behörden rotteten diese Religion mit rücksichtsloser Entschlossenheit aus. 1614 wurden alle Missionare ausgewiesen, 1624 die Beziehungen zu Spanien abgebrochen und bis 1625 hatten die meisten Christen ihrem Glauben abgeschworen oder waren tot. Vor allem in Nordkyūshū versteckten sich Christen im Untergrund, bis 1859 die ersten christlichen Missionare zurück ins Land kamen und anfingen Medizin- und Sprachunterricht zu erteilen. Missionsschulen wurden zu Universitäten und nach dem Zusammenbruch der Tokugawa-Herrschaft herrschte wieder weitestgehend Religionsfreiheit. Den Zulauf von damals aber hat das Christentum nie wieder bekommen. In Japan gibt es derzeit weniger als 2 % Christen. 0,5 % sind Protestanten. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass sich selbst in einer Megacity wie Tōkyō und dem angrenzenden Yokohama nur sehr wenige evangelische Kirchen finden lassen und ganz wenige evangelisch lutherische.

Ich wählte das Thema Christentum in Japan als Forschungsthema, weil ich selbst lutherisch-evangelisch getauft und konfirmiert und christlich erzogen worden bin und es mich interessiert, wie Christen in Japan ihren Glauben leben. Sechs Fragestellungen waren mir dabei besonders wichtig:

  • Leben Christen in Japan unter einer geringen Unterdrückung oder herrscht wirklich Glaubensfreiheit?
  • Wie stark ist der Glauben der Christen in Japan?
  • Wird er durch äußere Einflüsse in seiner Intensität beeinflusst?
  • Lassen sich christliche Feiertage im japanischen Alltag finden?
  • Stimmt es, dass sich viele, eigentlich shintōistisch oder buddhistisch gläubige, Japaner christlich trauen lassen wollen?
  • Wie lässt sich die, doch recht europäische und vorderorientale, Kultur der Bibel mit den Grundlagen der japanischen Kultur verbinden?
  • Wie sind diese doch offensichtlich unterschiedlichen kulturellen Grundlagen miteinander vereinbar?
  • Wie verträgt sich das Christentum mit dem Shintōismus und dem Buddhismus in Japan – Ist es ein friedliches Nebeneinanderher oder ein freundliches Miteinander?
  • Wie wird die Ökumene in Japan gelebt?

In meiner Zeit in Japan habe ich viele Nachforschungen zu diesen Themen getrieben und bin auf interessante Antworten gestoßen welche ich nun hier vorstellen möchte.

Christentum in Japan

In der Shōwa-Verfassung von 1946 wird in Artikel 20 die Religionsfreiheit zugesichert: „Keine Religionsgemeinschaft darf vom Staat Sonderrechte erhalten oder irgendwelche politischen Befugnisse ausüben. Niemand darf zur Teilnahme an religiösen Handlungen, Festen, Riten oder Übungen gezwungen werden.“ Und in Artikel 14 heißt es: „Alle Bürger sind vor dem Gesetz gleich; kein Bürger wird in politischer, wirtschaftlicher oder sozialer Beziehung wegen seiner Rasse, seines Glaubens und seiner Anschauungen, seines Geschlechtes, seiner sozialen Stellung oder seiner Abstammung benachteiligt oder bevorzugt.“ Es sind natürlich Verbietungen von Religionen möglich, so geschehen vor etwa 10 Jahren, nachdem die buddhistische Sekte Ōmoshinrikyō in der Tōkyōter U-Bahn einen Giftgasanschlag verübt hatte. Die Sekte wurde verboten und, um solch einen ähnlichen Anschlag zu vermeiden, drehte man allen anderen Religionsgemeinschaften symbolisch den Geldhahn zu. Die Steuerprivilegien für religiöse Gruppen wurden stark vermindert, was letztendlich auch viele christlichen Gemeinden in große Geldnöte gestürzt hat. In Japan gibt es keine Kirchensteuer, wie beispielsweise in Deutschland. Kirchen finanzieren sich hier gänzlich durch private Spenden und Kollektengelder. In Japan fand ich bei Befragungen heraus: Unter den Japanern wird das Christentum oft als extrem strenge Religion angesehen – und auch als extrem linksgerichtet. Die Religionsfreiheit ist durch die Verfassung zugesichert, aber im Parlament findet man kaum Christen, weil Christen nicht gewählt werden. So ist zwar die Freiheit der Wahl des Glaubens durch die Verfassung zugesichert, aber man hat dadurch nicht automatisch die Akzeptanz der breiten Bevölkerung. Christen werden auch nicht direkt im Alltag gemieden, aber eben auch nicht ins Parlament gewählt.

Religionsfreiheit von Christen

Unter diesen Gesichtspunkten fragte ich bei einigen evangelischen und auch katholischen Pfarrern nach: Wie verhält es sich denn nun wirklich mit der Religionsfreiheit? Pfarrerin Elisabeth Hübler-Umemoto aus der Kreuzkirche in Gotanda, Yokohama erklärte mir: „Es gibt Religionsfreiheit, aber alle Christen fallen aus dem altem Sozialsystem (shōnaikai) raus. Das Einzugsgebiet von Tempeln oder Schreinen ist eingeteilt nach Häuserblocks und wird vom Rathaus aus verteilt. Über diese Blocks herrscht vom Tempel/Schrein ausgehend Selbstverwaltung; die Gläubigen sind zuständig für ihr Viertel, halten die Grünanlagen sauber und organisieren jahrezeitliche Feste. Als Japaner ist man voll in dieses System integriert. Als Christ hat man es daher schwer seinen Glauben zu leben. Vor allem am Sonntag frei zu bekommen, um zum Gottesdienst zu gehen ist oft aus Firmengründen nicht möglich. Es gibt fundamentalistische Christen, die sich dagegen wehren, sie sind aber bei den liberalen Christen nicht sehr beliebt. In Japan herrscht die Religion des Clans, der alteingesessenen Familien. Wer Christ wird fällt aus den Familiensystemen und traditionell fahren auch japanische Christen zu Shintōfesten nach Hause. Prinzipiell ist es aber so: Wer mit dem Shintō zufrieden ist braucht kein Christentum. Christentum bedeutet Barmherzigkeit und gegenseitige Hilfe, im Buddhismus hat jeder sein Karma und muss damit klarkommen.“ 

Der Priester der katholischen Kirche Ishigawachō sagte: „Das Ausführen der Religion ist frei, im Grunde genommen ist es frei. Hier in der Großstadt freilich ist die Situation anders als in ländlichen Gebieten. Wenn eine Christin beispielsweise einen Bauernsohn heiratet, praktiziert diese Familie Shintō und dasselbe wird von ihr erwartet.“

Pastor Ken Saito aus der Union Church in Ishigawachō meinte: „Die Glaubensfreiheit ist durch die Verfassung geschützt. Aber es herrscht eine gewisse Gleichgültigkeit: Schöne Religion, aber was hat das mit mir zu tun? Sie glauben es sei ein Brauch und keine Glaubensrichtung. Es ist schwer Christ zu werden, weil man sich damit von den japanischen Bräuchen entfernt. Das Begräbnissystem orientiert sich an buddhistischen Tempeln und nach Familien, jede Familie hat ihren eigenen Friedhofsplatz neben dem buddhistischen Tempel, wird einer aus der Familie Christ gibt es ein Problem. Wir haben hier in der Nähe ein eigenes Friedhofsgelände um dieser Problematik vorzubeugen.“

Auch Masako Mochida, die Organistin in der Kreuzkirche, deren Großmutter schon Christin war, meint: „Meine Tochter hat einen jungen Mann geheiratet, der kein Christ ist, wir haben schon oft versucht ihm den Weg Gottes zu erklären, wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass er ihn finden wird.“

Japaner und Religion aus Sicht der christlichen Kirchen 

Generell gibt es nur wenige Japaner, die Christen sind, wenn, dann sind es die Ehepartner von ausländischen Christen. Meist gibt es pro Gemeinde etwa 20-30 % Japaner. Pastor Ken Saito erklärte mir, wie er und viele andere Christen über das Verständnis von Religion bei den meisten Japanern denken: „Für Japaner ist Religion eine Kombination aus Religionen. Am Anfang gab es den Shintō. Der Shintō kannte kein Leben nach dem Tod, es war das hier und jetzt wichtig. Im Shintō gab es kaum Doktrinen. Dann kam der Buddhismus, der den Menschen die Idee vom Leben nach dem Tod nahe brachte und zahlreiche Doktrinen. Japaner verstehen Tod und Leben unterschiedlich. Für jedes gibt es auch eine eigene Religion. Damals versuchte die Regierung beides zu vermischen. Heute sieht man Shintō als Tradition an und der Buddhismus ist für das Paradies, das Leben nach dem Tod, zwei Bräuche werden gemixt. Deshalb gibt es Friedhöfe auch nur bei den buddhistischen Tempeln. Kein Japaner ist nur Shintōist oder nur Buddhist, es ist immer eine Mischung aus beidem, deshalb verstehen viele Japaner nicht, dass wir Christen nur eine Religion haben, nur einen Gott anbeten.“

Viele Japaner, die eigentlich buddhistischen oder shintōistischen Glaubens sind wollen ja christlich heiraten, sprach ich ein neues Thema an. Ist es nicht problematisch aus Sicht der Kirchen ein Paar zu trauen, wo keiner christlich getauft ist? In Deutschland gibt es ja dementsprechende Verordnungen. Pastor Ken Saito sagte dazu: „Viele haben nur den Traum von einer weißen Hochzei, wie sie es aus Filmen kennen. Für sie ist das Christentum nur ein weiterer Teil der Religionsmixtur, sie verstehen die Hintergründe nicht. In Deutschland und Amerika gibt es Verordnungen, die Heiraten von nicht getauften Menschen in Kirchen untersagen, wir haben uns aber dafür entschieden. Wir haben etwa 10 Hochzeiten pro Jahr. Viele davon sind Japaner, die nicht viel vom christlichen Glauben wissen. Bevor ein Paar bei uns getraut wird, gibt es mindestens drei Gesprächssitzungen, in denen wir den Gottesdienstablauf erklären und unseren Glauben und die Hintergründe erklären. Das verstehen wir als Pre-Evangelisation. Meist ist ja einer der Ehegatten schon getauft. Einige von den Paaren kommen auch zurück zu Weihnachten oder zeigen uns dann die Kinder, nur sehr wenige treten dann in die Kirche ein. Wir verlangen aber von keinem Paar, dass es dann regelmäßig zum Gottesdienst kommt. Doch meist kommen die Ehegatten, die schon Christ sind, dann alleine und der Ehepartner bleibt zu Hause.“ 

Genauso sah es auch der katholische Pfarrer in der direkten Nachbarschaft der Union Church: „Für das Verheiraten von Nicht-getauften haben wir eine spezielle Erlaubnis vom Vatikan. In Kursen lernen die Paare was katholischer Glauben ist. Einige werden danach Christen oder erst nach 20 Jahren Ehe, nachdem die Kinder groß sind.“

Wer die Gesprächssitzungen nicht möchte, für den gibt es eine ganze Industrie von falschen Kirchen mit falschen Pfarrern. Wer aussieht, wie ein Ausländer und blaue Augen hat und in Japan keinen Job findet, kann immer noch einer von tausenden Pfarrern der Heiratsindustrie werden. Das Business boomt. Auch meine Umfragen im Bereich von Studenten der Keio und anderen Universitäten haben ergeben, dass die Tendenz zur „weißen Heirat“ steigend ist, auch im Bereich von Jugendlichen, die Atheisten sind.

Und noch etwas fand ich heraus: Japaner feiern unglaublich gerne Weihnachten. Doch kaum ein Japaner kennt die Geschichte, die dahinter steckt. Atheistische Japaner allerdings machen hierbei eine Ausnahme. Viele von ihnen kennen die Geschichte vom Christkind besser, als mancher gläubige Japaner. Ich befragte dazu Pastor Ken Saito. Er sagte: „Die Weihnachtsgeschichte kennen wenige. Weihnachten ist in Japan verbunden mit dem Weihnachtsmann und ist vor allem ein stark kommerzialisiertes Fest. Weihnachten bedeutet für die meisten Japaner: Party, Kuchen, Datenight, Weihnachtsmann und Geschenke.“

Auf meinen Nachforschungen befragte ich auch einige Studenten, welche christlichen Feste sie noch kennen, ob Ostern oder Pfingsten gefeiert wird. Das Ergebnis war, dass die meisten zwar mit den Worten Ostern oder Pfingsten etwas anzufangen wussten, denen zumindestens klar war, dass es sich dabei um christliche Feste handelte, kaum einer aber wusste, um was es im speziellen geht. Ostern ist ein Fest, was sich in Japan kaum durchgesetzt hat. Dort ist die Kommerzialisierung dieses Festes erst in der Anfangsphase, nur in der Germanistik veranstaltete man einmal vor ein, zwei Jahren eine Eiersuche. Und genau das ist es, was die Gesellschaft Japans in einigen Jahren von Ostern kennen wird: Die Suche nach Ostereiern. Pastor Saito sagte dazu: „Sie picken sich aus den Religionen das heraus, was ihnen am Besten gefällt.“

Gemeindeleben in christlichen Gemeinden

Eine meiner Fragen war, wie Japaner ihren Glauben leben, wie sich das Gemeindeleben abspielt und ob die Intensität des Glaubens durch äußere Einflüsse irgendwie verändert wurde. Die Gemeinde umfasst 80 Familien, darunter 60 % Kurzzeitfamilien. Die Kirche hat vor allem Zulauf von Mitarbeitern großer deutscher Konzerne in der näheren Gegend, wie z. B. Bosch, Siemens oder TÜV-Rheinland. Das Leben dieser Familien spielt sich fast ausschließlich zwischen Firma bzw. deutscher Schule und der Familie bzw. befreundeten Familien ab.

„Wir haben uns hier zu einer Parallelgesellschaft entwickelt“, erklärt mir Pfarrerin Hübler-Umenoto. „Wenn eine Familie neu nach Japan kommt, besuchen sie meist die Starhilfegruppe, die von der Schule angeboten wird, sie bekommen eine Patenfamilie zugeteilt und lernen so in 6 Wochen, was für sie wichtig ist. Wo die Post ist, welche Formulare sie ausfüllen müssen, wo man die Kirche findet. Man verkehrt in den eigenen Kreisen, auch wenn man nach draußen geht ist man unter Deutschen, oder man geht dorthin, wo die Leute englisch sprechen. Die Kinder solcher Familien sind sogenannte 3rd-culture-Kinder. Der Kontakt in die japanische Gesellschaft ist schwer, wenn die Familien länger bleiben, heiraten diese Kinder meist untereinander und bilden eine spezielle Gruppe. Der Glauben wird durch diese Gruppenzugehörigkeit in der Gemeinde nicht stärker. Man spricht nur ein ganz anderes Klientel an, als in Deutschland. Menschen, die in Deutschland nie den Weg zur Kirche finden würden, Männer in den 30ern oder 40ern oder Familien mit Kindern.“

Die Gründe, dass trotzdem so wenige Menschen die Kirche besuchen und die Missionierung nicht wirklich vorankommt, sieht sie woanders: „Das große Problem den meisten Kirchen sind die langweiligen Gottesdienste, Christentum ist eine Worttheologie. Die Kirche dümpelt vor sich hin und hat große Nachwuchsprobleme. Pfarrer bekommen keine festen Gehälter. Um genug zu verdienen arbeiten Pfarrer meist gleichzeitig noch an der Uni, dadurch können sie sich aber nicht um ihre Gemeinde kümmern. Die Entfernungen hier sind auch sehr groß, oftmals läuft Gemeindebetreuung ausschließlich über das Internet ab. Selbst die Senioren hier sind sehr fit mit der Technik.“

Der Pfarrer der Union Church aus Ishigawa-chō wusste folgendes über das Gemeindeleben zu berichten: „0,5 % der Japaner sind Protestanten, aber unter den Protestanten gibt es noch viele Determinationen. Wir sind hier eine Unierte Kirche mit Gläubigen aus allen Richtungen und sind offen für alle, auch Katholiken. Hauptsächlich kommen aber Ausländer, unsere Gottesdienste sind ja auf Englisch, wir sind also offen für alle, die englisch sprechen und verstehen, das birgt natürlich ein vielfältiges Gemeindeleben. Wir haben hier Amerikaner, Engländer, Kanadier, Christen aus Singapur, Malaysia, Korea, China und natürlich Japan. Die Japaner machen etwa 30% aus, meist sind es die Ehegatten von Ausländern. In den Gottesdienst kommen im Schnitt 60 bis 70 Menschen.“

Auf die Frage, inwieweit die Situation in Japan die Intensität des Glaubens beeinflusse, erzählte er mir Folgendes: „Viele Christen wurden vor dem 2. Weltkrieg unterdrückt und verfolgt durch die Regierung. Sie versuchten nur zu überleben, der Glauben wurde nicht stärker, man kümmerte sich hauptsächlich ums Überleben. Die Militärregierung versuchte den Kaiser als einen Gott emporzuheben. Sie hatten zwar verstanden, dass das Christentum sich spaltete in evangelische und katholische Christen, aber sie verstanden nicht die Untergruppen der Protestanten. Sie zwangen die anglikanische Kirche sich zwischen Protestanten und Katholiken zu entscheiden. Sie hat sich daraufhin gespalten und ging in den Untergrund. Die Protestanten waren die ersten, die angefangen haben die Kirche zu schützen gegen die Übergriffe und Verordnungen der Militärregierung. Sie wollten sich nicht unterdrücken lassen. Die Regierung entwarf drei Artikel. Die Kirche sollte eine neue Doktrin entwerfen, die Jesus raushält und an seine Stelle den Kaiser setzt. Die protestantischen Pfarrer in Japan sprachen miteinander, wollten sich nicht unterdrücken lassen, diese Doktrin hätte das Ende der protestantischen Kirche in Japan bedeutet. Zwei Wochen später war der Krieg vorbei. Wir hatten Glück. Aber der Glauben wurde dadurch nicht stärker. Ich bewundere die Menschen im Osten Deutschlands, was sie unter der Herrschaft der DDR-Bonzen für den Glauben an Gott getan haben. In Deutschland kann man gut die Bibel studieren, weil dies von der Regierung unterstützt wird, in Japan wäre das bis heute undenkbar.

Ökumene 

Grundsätzlich ist Ökumene zwischen Kirchen in Japan schwierig. Das begründet sich vor allem durch die großen räumlichen Distanzen, die es zu überbrücken gilt. Aber auch glaubenstechnische Distanzen sind nicht selten. „Wir arbeiten zwar mit der katholischen Gemeinde hier in der Nähe eng zusammen aber haben sonst kaum Kontakte mit anderen evangelischen Gemeinden in Tōkyō“, erklärte Pfarrerin Elisabeth Hübler-Umemoto. „Theoretisch gibt es den Kontakt, allerdings nur über die jährlich stattfindende Pfarrerkonferenz. Mit shintōistischen oder buddhistischen Gemeinden machen wir gar nichts gemeinsam. Man bekommt manchmal Einladungen zu Festen in den Briefkasten geschmissen. Letztes Jahr waren wir zu einem Kurs im Zen-Tempel für Ausländer, dass war sehr interessant. Aber einfach ist Ökumene hier nicht. Der Priester des Shintō-Tempels hier war immerhin bis vor kurzem lange Zeit der Bürgermeister der Region.“

Der Priester der katholischen Gemeinde in Ishigawa-chō sprach darüber, dass Ökumene mit Protestanten häufig durch Gottesdienstprojekte umgesetzt wird. „Das Wichtigste ist für uns aber zusammen den Obdachlosen hier in der Gegend zu helfen. Vor 50, 60 Jahren gab es eine große Anziehung zum westlichen Weg und der europäischen Kultur, in der Zeit kamen viele Priester aus Europa, Afrika und Asien nach Japan. Wir haben daher einen großen internationalen Austausch, also internationale Ökumene, letztes Jahr haben wir mit brasilianischen Katholiken ein Weihnachtsmusical aufgeführt. Die Musik als Weg der Evangelisation ist sehr attraktiv. Wir haben auch einen sehr intensiven Dialog mit Buddhisten und Shintōisten, dem Islam, dem Hinduismus und anderen Religionen, häufig in Diskussionsrunden.“

Der Pastor der Union Church dagegen meinte: „Ja, es gab mal ein gemeinsames Weihnachtsprojekt mit dem Chor der katholischen Gemeinde, aber schon nach kurzer Zeit sagten sie, das ist nicht unsere Tradition und gingen wieder. Jeder hat hier seine eigene Agenda. Sie sind weit weg von Rom. Hier existiert eine Art zweiter Vatikan. Jede Kirche macht ihr eigenes Ding, es gibt keine einheitliche Linie, wie in Europa. In unserer Kirche heißen wir alle willkommen, wir sind interdeterminational. Die amerikanischen Baptisten hier in der Nähe sind liberaler, mit ihnen machen wir viel. Ansonsten kommen Methodisten, Presbyterianer, Lutheraner, auch Katholiken zu uns in den Gottesdienst. In Tōkyō gibt es ja ökumenischen Rat der Christen zusammen mit Katholiken und Baptisten, nun ist eine Gruppe von Buddhisten dazugekommen, die macht es etwas schwieriger.“

Kultur

Als letzten Punkt erkundigte ich mich darüber, wie es die Kirchen schaffen die christliche Kultur mit der japanischen traditionellen Kultur zu verbinden, oder anders, wie man es schafft die europäische bzw. vorderasiatische Kultur der Bibel zu vermitteln. Darüber erhielt ich sehr verschiedene Antworten. Pfarrerin Hübler-Umemoto meinte: „Das Christentum passt sich der Kultur an, die Gedanken sind universell. Es geht schließlich vordergründig um Barmherzigkeit, Nächstenliebe und gegenseitige Hilfe.“

Der Priester der Katholischen Kirche war der Meinung, dass die fremdartige Kultur selbst gerade das ist, was Japaner zu den Kirchen zieht. Pastor Ken Saito dagegen sagte: „Das ist ein Missverständnis. Das alte Testament ist asiatisch und nicht europäisch. Das Alte Testament lässt sich mit asiatischer Mentalität viel besser verstehen, trotzdem sehen viele Japaner das Christentum als eine amerikanische oder europäische Kultur. Der große Unterschied dabei ist, dass der christliche Glaube kein Brauch ist und damit auch nicht von der Kultur abhängig ist.

Unter den japanischen Jugendlichen verschwinden die alten Bräuche langsam, weil es meist nur Traditionen sind und kein tiefer Glauben. Wenn die japanische Gesellschaft als solche überleben will, muss sie die Bräuche verlassen. Es dreht sich alles nur ums Arbeiten, Vater auf Arbeit, Mutter zu Hause. Wir haben eine Generation, die in einer vaterlosen Gesellschaft aufgewachsen ist, weil er nie zu Hause ist. Er steht früher auf, als die Kinder und kommt spät in der Nacht heim. Heiraten sind heute nur noch funktional, es gibt sehr wenig richtige Beziehungen, die auf Liebe basieren. Es gibt das neue Phänomen der mid life crisis bei Frauen, denn sobald die Kinder außer Haus sind, gibt es keine Beschäftigung mehr, die Beziehung zum Mann ist weg, der Mann sagt ade und die Frau steht alleine da. Das passiert immer öfters und ist ein in Großstädten weit verbreitetes Phänomen. Wir predigen deshalb nicht nur Gottes Gebote, sondern auch Jesus Gebote der Nächstenliebe, und der Liebe als Grund zum Heiraten.

Fazit

Abschließend kann ich sagen, dass in der japanischen breiten Öffentlichkeit keine Unterdrückung des Christentums existiert, sich aber auch keiner wirklich für diese andere Kultur in all ihren Facetten zu interessieren scheint. Essentielle Bestandteile des christlichen Glaubens, wie das Feiern von Weihnachten oder die „weiße Heirat“ werden bedenkenlos übernommen und in die eigene Kultur eingeflochten ohne die ethischen Hintergründe zu hinterfragen. Aber die Japaner sind skeptisch vor allem durch das große Unwissen. Christen, die ihren Glauben aktiv leben, haben es schwer in dem Sozialsystem der Gesellschaft. Auch fehlt das gemeinsame Interesse der Gemeinden sich untereinander zu organisieren und einen breiten Strom an Gemeinden zu bilden, statt überall nur kleine Inselchen. Das sind nur drei Gründe, warum ich glaube, dass die Christen in Japan in den nächsten Jahrzehnten wohl weiterhin eine Parallelgesellschaft bleiben werden.

Quellen

Das japanische Kaiserreich, John Whitney Hall, Fischer Taschenbuch Verlag, 14. Auflage 2006

Christen in Japan, Anneliese Vahl, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1979

Samstag, 13. September 2008

Anhang: Asterix und das rosa Formular oder Wie man 1 Jahr in Deutschland leben kann

Ich schreibe diesen Anhang, um allen Menschen eine Hilfe zu bieten, die für ein Jahr in Deutschland studieren wollen und aus dem Ausland kommen.
Alles fing damit an, dass wir – eine Gruppe von Japanologiestudenten - einer Studentin aus Japan halfen ihre ersten Schritte in Deutschland zu machen. Eigentlich wollten wir nur einen Studentenausweis für sie besorgen, damit sie ermäßigt mit der Bahn fahren kann. Eigentlich.
Bis wir schließlich alle Formulare und Papiere, Durchschläge und Kopien, Anträge und Nachweise beisammen hatten, gingen einige Tage ins Land. Deswegen hier für alle Interessierten die kürzere Version, speziell für Halle zugeschnitten, aber auch anderweitig anwendbar. Immer benötigt wird ein Pass.

Um einen Studentenausweis zu besorgen braucht man:
Eine Immatrikulationsbescheinigung
Ein Passfoto
Ein Krankenversicherungsnachweis*
Ein Konto von dem aus man die Studiengebühr überweisen kann**

*Normalerweise kann man überall in jeder Krankenkasse eine gesetzliche Versicherung für derzeit etwa 66 Euro im Monat abschließen. Hat man eine Auslandskrankenversicherung bereits in seinem Heimatland abgeschlossen muss man sich von der gesetzlichen Versicherungspflicht befreien lassen. DIESE BEFREIUNG IST UNWIEDERUFLICH!!! Das bedeutet man kann sich nach der Befreiung solange man Student ist nie wieder gesetzlich versichern lassen, man muss dann eine Private Versicherung abschließen. Ich empfehle an dieser Stelle alles vorher schon einmal durchzurechnen.

**Um ein Konto anzulegen braucht man:
Den Bescheid vom Einwohnermeldeamt
Ggf. weitere Formulare je nach Bank
Um allerdings erst einmal einen Studentenausweis zu bekommen reicht es, wenn man einen Freund bittet den Betrag zu überweisen und ihm dann das Geld in Bar auszahlt.

Beim Einwohnermeldeamt benötigt man:
Einen Mietvertrag
(falls man schon einmal in Deutschland gewohnt hat: Die vollständige Adresse)
man wird dann weitervermittelt ans Ausländeramt, dass sich meist einige Kilometer entfernt vom Einwohnermeldeamt befindet.

Beim Ausländeramt benötigt man:
Einen Stipendiums- oder sonstigen Einkommensnachweis (und eine Kopie davon)
Einen Mietvertrag (und eine Kopie davon)
Einen Krankenversicherungsnachweis und ggf. den Nachweis der Befreiung von der gesetzlichen Krankenversicherung (und eine Kopie davon)
Ein spezielles Passfoto*
Eine Kopie des Reisepasses
Einen ausgefüllten Antrag
Eine Immatrikulationsbescheinigung (und eine Kopie davon)

*Das Passfoto hat eine bestimmte genormte Größe und kann nur an bestimmten Automaten gemacht werden, es gibt einen Haufen Vorschriften, was man tun darf und was nicht, hauptsächlich was nicht, Lachen ist z.B. verboten. Diese Passbildautomaten stehen wenn man Glück hat im selben Gebäude, man benötigt dafür allerdings Münzen (1 und 2 Euromünzen) idealerweise passend.

Freitag, 14. März 2008

Abschied von Tokyo, Rückreise, eine Welt ohne Grenzen und ein Gedicht (11.3.-12.3.2008)

Heute war es für mich soweit. Ich musste wieder nach Hause. Ich putzte mein Wohnheimzimmer auf Hochglanz und packte meinen Koffer. Gegen 12 kamen Franzi, Anne und Nancy, um sich von mir zu verabschieden, sie wollten heute noch einmal mit unseren Freunden aus dem Gasshuku und anderen zum Karaoke gehen, ein bisschen war ich schon neidisch. Roomchecking und auschecken. Hier machte ich dann schon den ersten Fehler. Ich ließ mich von der Wohnheimleiterin überreden den Bus bis zum Bahnhof zu nehmen anstatt die 20 Minuten zu laufen. Die Linie hielt nur dummerweise nicht an dem Bahnhof, so saß ich irgendwann in der Pampa und musste mich durchfragen. Es gibt da so ein Gerücht, dass Japaner einem schon mal den falschen Weg sagen, wenn sie sich nicht auskennen, nur, um sich nicht die Blöße zu geben. Einmal war mir das ja schon in Ishigawachoo passiert. Heute fiel ich nicht noch einmal darauf herein. Ich kannte den Gesichtausdruck jetzt. Ich vertraute aufs doublechecking. Es stellte sich heraus, dass die Oma, die mir an der Bushaltestelle unbedingt helfen wollte recht gehabt hatte, dass ich sie nur nicht verstanden hatte. Der Opa und die beiden Kinder lagen von der groben Richtung her richtig, ihr Weg stimmte nicht. Erst die drei Oberschüler hatten mir wirklich weitergeholfen. Als ich dann endlich an der richtigen Hauptstraße war, orientierte ich mich anhand der Hochhäuser und sah auch bald in der Ferne das bekannte Gebäude des Bahnhofes. Bis dahin war es allerdings ein weiter Weg. Da ich den Koffer nicht rollen konnte auf den unwegsamen Fußwegen schleppte ich die 19,5 Kilo mal auf dem Kopf, mal auf dem Rücken. Da zahlte sich das ewige „Kartoffelsacktragen“ von Judo aus. Als ich dann endlich in den Zug steigen konnte hatte ich exakt eine dreiviertelstunde Zeit vergeudet, solange hatte nämlich mein Gewaltmarsch zu Fuß gedauert die, die ich gebraucht hatte.
Danach ging es eigentlich verhältnismäßig glatt. Drei Linien bis nach Haneda. Dort fand ich auch eine kleine Apotheke, wo ich mir ein bissel was gegen meine Erkältung holte.
20:50 (Japanische Zeit = JZ) Abflug
22:00 Ankunft in Osaka
23:15 Abflug Osaka nach Dubai<
6:00 OT (ca. 10:00 JZ) Ankunft in Dubai.
Ich hatte noch 2 Dirham (knapp 70 Dollarcent), die ich hier auf den Kopf kloppen wollte. Danach suchte ich mir einen ruhigen Platz und las. Obwohl ich im Flugzeug schon geschlafen hatte und gerade eine Dose Cola getrunken hatte, fühlte ich mich, als könnte ich auf der Stelle einschlafen. Das ist vermutlich eine der Nebenwirkungen meiner nicht eingenommenen Medikamente. Ich merkte wieder, wie groß der Flughafen Dubai ist, als ich vom Gate 14 bis zum Gate 34 fast 1 km zu Fuß zurücklegte. Der Bus, der uns dann zum Flugzeug transportierte fuhr auch so lange, dass man dachte, der will gleich bis Frankfurt durchfahren.<
8:40 OT Abflug nach Frankfurt. In Dubai war bereits die Sonne aufgegangen, warm war es dennoch nicht, allerdings hatte sich das Lichtermeer jetzt in eine orientalische Großstadt verwandelt. Irgendwo mitten in der Wüste lagen große Anwesen mit grünem Gras und großen Häusern, Hubschrauberlandeplätzen und Swimmingpools. Wir flogen über weite menschenleere Landschaften mit hohen Bergen und tollen Felsformationen. Später lag ein Land unter uns teilweise bewaldet und teilweise Wüste und Schnee auf den Bergen; wir waren etwa 200-400 km westlich von Theheran. Wir überflogen die türkisblauen türkischen Küsten das Baltikum mit seinen weiten Feldern und kamen schließlich nach Deutschland, wo sich ein kleines Dorf zu einem anderen gesellte. Diese Welt sah von oben so friedlich aus. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Menschen in solchen Ländern Krieg führten. Vom Flugzeug aus betrachtet liegt die Ewigkeit doch näher als die kurze Spanne des menschlichen Daseins. Wer die Welt von Flugzeug aus betrachtet sieht keine menschengemachten Grenzen, man sieht nur das ewige Land, wo sich eine schöne Gegend an die Nächste reiht. Vielleicht sollten wir Menschen uns dessen einmal bewusst werden, wenn wir im Flugzeug sitzen
Am 12.3 um 13:20 Uhr Ortszeit setzte das Flugzeug auf der Landebahn auf. So schön, wie Fliegen auch ist, das mit dem Landen vertrage ich immer nicht, besonders wenn der Landeanflug eher einem Parabelflug ähnelt.
In Frankfurt nahm ich den Zug nach Leipzig und tippte meinen Blog der letzten Tage. Am Bahnhof holten mich dann meine Eltern ab und waren heilfroh, dass ich heil wieder nach Hause gekommen war.

Was nehme ich mit aus diesen vier Wochen?
Nun, Japan ist ein landschaftlich wunderschönes Land, was man leider in den (fast immer gleich aussehenden) Stadtteilen Tokyos kaum sieht. Ich habe viel gelernt über die Kultur und Geschichte Japans und auch mein Japanisch ist viel besser geworden. Der Reiz des Landes liegt zweifelsohne in der Vermischung von Tradition und Moderne, den Menschen und ihrer Kultur. In Japan ist vieles gleich, aber doch irgendwie alles anders. Anders gleich. Wer immer die Chance hat nach Japan zu kommen, sollte sie wahrnehmen, es wird eine unvergessliche Reise werden. Ich betrachtete es schon etwas mit Wehmut, ich hatte die Stadt mittlerweile in mein Herz geschlossen. Ich möchte diesen Blog mit einem Gedicht beenden, welches ich geschrieben habe, als ich neu in Halle war. Es heißt, der Fremde:

Ein Fremder in einer fremden Stadt,
einsam und allein
einer, der nichts und niemanden hat,
will nicht mehr einsam sein.
Fremdes Pflaster, fremde Straßen,
fremde Bäume, fremder Rasen,
fremde Blumen, fremde Blätter,
fremder Wind und fremdes Wetter.
Er sieht lauter fremde Sachen,
fremde Menschen, fremde Sprachen.
Nur er sieht die Mauer zwischen sich und den anderen,
den Fremden, jeder weiß, wo er geht.
Er könnte die Straßen ewig durchwandern
Sie sind innerlich tot, er weiß nicht wo er steht.
Die Zeit verstreicht, sie schreitet voran,
und der Fremde schaut sich alles genauer an.
Die Blumen und Bäume, die Flüsse und Seen,
er versucht die fremde Stadt zu verstehen.
Er sieht das Leben hinter den Fassaden,
er sieht den Menschen direkt ins Herz,
er fühlt die Angst
hinter den Maskeraden,
er fühlt ihre Freude und ihren Schmerz.
Er sieht das Weinen und das Lachen,
wie überall auf dieser Welt.
Sieht, wie Menschen, Menschen Freude machen,
denkt: Wie hat mir das gefehlt.
Und plötzlich schwingt er im gleichen Takt,
er lebt mit ihr,
wird hineingerissen,
will nicht mehr weg von hier,
will sie nicht mehr missen,
jetzt versteht er plötzlich die fremde Stadt,
er versteht die Menschen, sieht, was er hier hat.
Die Straßen betritt er wie einen eingetretenen Pfad,
zu seiner neuen Heimat wird ihm diese Stadt.
Die Mauer bricht zusammen,
er hat lang davon geträumt,
alle Menschen werden Brüder
und der Fremde wird zum Freund.

Gasshuku auf Izu - abenteuerliches Essen im Ryookan, Theaterstück und Abschied nehmen (6.3.-10.3. Izu Teil 4)

Zum Frühstück gab es Scholle.
Meine drei hallenser Mitstudenten trauten sich nicht ran. Das ist auch schwer bei einem Tier, was dich anschaut wie ein treuer Hund. Ich habe hier aber in den letzten Tagen eines über das Essen gelernt. Es ist eine Frage des WAS’, sondern des WIEs. Also Fisch umgedreht und von der anderen Seite her aufgegessen. Den Vormittag nach dem Frühstück verbrachten wir damit unser Stück zu proben, Titelschilder zu malen und Musik auszusuchen. Nach dem Mittagessen nahm ich ein entspannendes Bad im Onsen, wir probten noch einmal mit Kamera, einmal ohne, dann fing auch schon das shooting an. Alle 5 Gruppen führten ihre Theaterstücke auf. Es war wundervoll, was innerhalb von nur drei Tagen entstanden war. Wir machten drei takes. Vielleicht kann man das ja noch zusammenschneiden. Danach waren irgendwie alle froh es geschafft zu haben.
Wir hatten ein wenig Freizeit. Daichi und Saya probierten sich am Klavier. Saya behauptet sie könne nur ein ganz kleines bisschen spielen, aber dann Für Elise ohne Noten im doppelten Tempo spielen können und auch sämtliche andere Lieder, die man sich wünscht. Daichi spielte Popsongs und erfand eine Bassstimme dazu.
Das Abendessen heute forderte von uns wirklich ein hohes Maß an Überwindung. Die Tagessuppe bestand aus Gurkenscheiben (vom Geschmack her ungefähr wie sauer eingelegte Bohnen) Tintenfisch (leicht gummiartig) und Quallenstreifen. Der Hauptgang waren wie immer roher Fisch mit Wasabi und Rettich, heute mit panierten und frittierten Garnelen, Möhren, Auberginen und Kürbisstreifen. Ich habe alles gegessen!!! Dafür möchte ich aber auch einen Preis wenn ich wiederkomme!
Nach dem Abendbrot war Party angesagt, Wir stießen auf die gelungene Aufnahme an und dann wurde die goldene Möve von Toi verließen, der alljährliche Filmpreis. Beste Schauspielerin: Saya, bester Schauspieler: Waku, beste Idee und beste Aussprache: Gruppe 3, beste Gruppe: Gruppe 2. Danach schauten wir uns alle die Aufnahme an und danach die Filme vom letzten und vorletzten mal, Cay, Steffi, Katja...toll...
Danach spielten wir wieder in großer Runde Uno.
Aber der Umeshu (Pflaumenwein) den ich kurz vorher getrunken hatte, machte mich so müde, dass ich direkt auf dem Boden einschlief und erst gegen Mitternacht wieder aufwachte. Mittlerweile waren es 12, die zusammen Uno spielten. Irgendwann (so gegen 2) hatte Nancy die tolle Idee ein paar Rollen auf den Tatami zu machen, da war ich natürlich mit dabei. Waku verblüffte uns alle mit einem astreinen Salto *beeindruckt bin* Ich persönlich bin halb drei auf mein Zimmer gegangen. Bis dann alle geschlafen haben soll es aber bereits vier gewesen sein.
Letzter Tag
An das komische Frühstück hat man sich bereits gewöhnt. Seltsamerweise habe ich bei einem Blick auf die Wage (stand beim Onsen rum) festgestellt, dass ich sogar zugenommen habe. Ich stellte eine neue Theorie auf: Es ist wohl so, dass man dann, wenn man etwas halbwegs essbares entdeckt dann erst recht zuschlägt, weil man ja nicht weiß wann es wieder so etwas gibt. Gibt es das aber öfters, nimmt man zu. Ich frag auch nicht mehr, was das eigentlich ist, was da vor mir liegt. Es befindet sich auf einem Teller, also muss es essbar sein.
Wir verbrachten den Vormittag damit unsere Ziele, den Zeitplan und unsere Thesen und deren Umsetzung auszuwerten. Dazu wurden dann noch mal die Videos geguckt. Anschließend gab es Mittagessen und nach einer Stunde aufräumen uns Shashin totten...
...machten wir uns schließlich auf den Weg zum Bus. Der Abschied dauerte lange. Auf der über zweistündigen Fahrt zurück nach Tokyo wurden wir nach und nach immer weniger. Zurück im Wohnheim wurden erst mal obligatorisch Fotos getauscht, dann begann ich meine Vorbereitungen für morgen zu treffen.
Tja, morgen ist die Zeit schon wieder rum, die abenteuerliche Reise durch Japan ist zu Ende.

Gasshuku auf Izu - Unterricht, Bootsfahrt zu den Grotten bei Toi, Uno und Party (6.3.-10.3. Izu Teil 3)

Es ist in der Tat nicht leicht einen Tag mit geräuchertem Fisch und Reis zu beginnen. Dank des gestern erworbenen Zuckers konnte ich aber wenigstens etwas mehr Tee trinken und meinen Flüssigkeitshaushalt wiederherstellen.
In der Gruppenarbeit erarbeiteten wir heute die Story, die Personenverteilung und schrieben den Text.
Nach dem Mittagessen fuhren wir mit einer großen Gruppe ein Stück weiter südlich zu ein paar Inseln, deren Namen ich vergessen habe. Susanne und Tatsuya meinten aber, dass es übersetzt Halle-Island heißen würde, also nannten wir sie so. Wir fuhren mit einem Boot durch die Kliffs und in die Höhlen und Grotten, die sich das Wasser gegraben hatte, das war echt eindrucksvoll. Genießt die Fotos:
Vorm Hotel: Sonnenbrillen machen cool
unsere Lehrer
Danach machten wir noch einen Stopp an einem berühmten Ausflugsziel. Fragt mich nicht nach dem Namen, es war etwa 10 Minuten von Toi entfernt. Dort stand ein Jizō, der irgendwas mit Liebe zu tun hatte. Jedenfalls waren hier statt den bekannten Holztafeln lauter rosa Herzen aufgereiht worden. Dann konnte man noch einen bergigen Weg entlanggehen und an kleinen Plätzen mit einer Schiffsglocke bimmeln, das störte zwar die Touristen, aber machte die Liebespaare glücklich. Zweimal verhieß ewige Liebe. Das nennt man hier Religion. Der Ausblick von diesen kleinen Plattformen jedenfalls war atemberaubend. Wir schossen viele Fotos:
Nach dem Abendessen stand wieder Gruppenarbeit an. Wir begannen die Story zu schreiben, die wir zu unserer These darstellen wollten.
Anschließend war noch Party und UNO.
Die Japaner lieben dieses Spiel und da gibt’s dann auch mal ein paar neue Regeln, die man nicht ganz so Schnell begreift. Da es aber solchen Saß macht dauert es auch dementsprechend lange, bis man ins Bett kommt.